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Argumentation, Hermeneutik und Kritik als Methoden wissenschaftlichen Arbeitens |
Smurf
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Argumentation, Hermeneutik und Kritik als Methoden wissenschaftlichen Arbeitens
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begründen, verstehen, beurteilen – Argumentation, Hermeneutik und Kritik als
Methoden wissenschaftlichen Arbeitens
190170 VO, UE - Grundlagen: philosophische Methoden, 2.2.3 [21b2] laut Studienplan Pädagogik
2002 (2 Std.)
Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Dr. Martin Steger /TutorInnen: Emanuel Frass, Claudia Gusenbauer,
Angela Janssen, Markus Mandl, Marlis Stöckl
Donnerstag, 8.00 - 10.00, HS C1 Campus
5. Termin 16.11.06: Wissenschaft und Argumentation
Formalia:
• Sommersemester 07: findet die Lv wie dieses Semester Do 8.00 – 10.00, Hs C1 statt. Der
frühe Termin tut mir leid, aber große Hörsäle sind Mangelware (und seit Jahren fest vorreserviert)
und es steht zu erwarten, dass doch der Großteil der KollegInnen auch im Sommersemester diese
Lv und damit die vier Studienplanstunden 'aus eine Guß' absolvieren will.
• Teilnehmerliste – Gruppennummer: Die Liste ist nun endgültig fertig und damit sind unter
anderem auch die Gruppennummern fixiert – es wäre schön, wenn Sie diese für die
Mitarbeitseintragung merken könnten.
• Umgang mit Mails: Aus gegebenem Anlass: Ich beantworte Mails immer, wenn auch nur
ganz kurz. Wenn Sie auf ein Mail (Gruppeneinteilung, Gruppenarbeit etc) keine Antwort
bekommen, fragen Sie nach, wahrscheinlich habe ich es nicht erhalten.
• Termin 23.11. : Nächste Woche ist wie angekündigt dieser Hörsaal nicht frei – wir werden
daher auf Fernlehre umsteigen. Ich stelle Ihnen wie angekündigt hiermit ein deutlich erweitertes
Skript ins Netz, das Sie sich bitte gut durchlesen - z.B. in der Zeit, in der Sie sonst zur Lv fahren,
die Sie dort versitzen etc etc. Unklares können Sie im Forum nachfragen, ich werde es
beantworten, oder Sie ergänzen, reflektieren – das alles zählt zugleich als Mitarbeit. Nächster
Präsenztermin: 30.11. Dieser Termin wird im ersten Drittel der Abrundung des Themas
Argumentation gewidmet sein, im zweiten Drittel den Fragen zum Skript und im dritten den
Fragen zu Ihrer Gruppenarbeit.
• Ich werde einen eigenen Punkt im Forum dazu einrichten, damit Sie halbwegs
übersichtlich die Diskussion verfolgen können
1
• Ich habe dieses Semester auch unglaublich viel Schrott im Forum – also Spams,
Werbungen, Obszönes etc.. Davon sind wir in den letzten Jahren immer verschont geblieben und
ich bin mir noch nicht sicher, wie umgehen damit – an sich bin ich überzeugter Befürworter
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offener Wissens- und Diskussionstüren, will mich aber auch nicht dauernd durch den Schmutz
wühlen und Löschaufwand haben. Es kann daher sein, dass wir übersiedeln und/oder
Zugangsbeschränkungen einführen.
Inhalte:
was bisher geschah:
Wir haben in der letzten Lv einen kurzen Durchlauf durch den theoretischen Rahmen
wissenschaftlichen Arbeitens begonnen, den ich im folgenden kurz – mit einigen neuen Inhalten
wiederholen und daran anschließen will:
Begonnen haben wir mit der Frage
Was ist Wissenschaft?
und dabei festgestellt, dass Wissenschaft mit zunehmender Komplexität selbst kaum mehr
angeben kann, was denn ihr Gemeinsames sei – eine allgemein akzeptierte Definition existiert
nicht.
Wir haben uns daher mit einer vorläufigen Arbeitshypothese beholfen und Wissenschaft als ein
System der Produktion, Sammlung und Ordnung von Wissen beschrieben, dh.
als ein komplexes Gebilde von in Beziehung zueinander stehenden Elementen, die mit Wissen
umgehen – Wissenschaft kann man derart nicht prinzipiell ('rundum') definieren, aber zumindest
funktional je und je entscheiden, was dazu gehört und was nicht.
Damit haben wir aber
1. unseren Anspruch zurückgeschraubt
2. unser Erkenntnisinteresse – worum es bei Wissenschaft geht – dennoch bloß
weitergereicht. Es stellt sich die nächste Frage:
Was ist im wissenschaftlichen Sinn Wissen?
Hier haben wir uns mit einer knapp 2500 Jahre alten Beschreibung beholfen – sie stammt von
Platon (427-347 v.Chr):
"Wahrer Glaube ergibt erst durch Aufweisen seiner Begründung Wissen"
Wir glauben etwas, für das wir den (universalen) Anspruch auf Wahrheit erheben und begründen
es daher.
2
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Wissen beansprucht eine allgemeine, d.h. hier im Prinzip für jeden gültige
Verbindlichkeit einer behaupteten Wahrheit. Diese verbindliche Wahrheit ist im Prinzip
durch jeden überprüfbar.
Damit haben wir im Prinzip schon eine Grundstruktur von Wissenschaft skizziert:
Wissenschaft besteht im Kern aus
Wahrheitsaussagen (zwischen den Polen von verallgemeinerten Aussagen wie Theorien,
Axiome, Hypothesen und konkreten wie Daten) und
Verfahren zur Gewinnung und Glaubhaftmachung dieser Aussagen (Methoden). Im methodischen
Vorgehen liegt somit der grundlegende Unterschied zwischen Wissenschaft und anderen
Wahrheitssystemen (z.B. Religion).
1. Wahrheitsaussagen
In der Wissenschaft thematisieren wir das Grundverhältnis Mensch-Welt unter der Perspektive der
Wahrheit(sfähigkeit) - als eine der Grundperspektiven (des Wahren, des Guten, des Schönen) der
Auseinandersetzung des Menschen mit der Welt.
→
Wahrheitsaussagen implizieren den Anspruch, zu wissen, was Wahrheit ist. Das tun wir aber
nicht: Es gibt keine unbestrittene Definition von Wahrheit – wir haben aber zumindest 3
Perspektiven von Wahrheitsbestimmung kennengelernt:
Korrespondenztheorien → Übereinstimmung mit (allen einschlägigen Phänomenen) der
Wirklichkeit
Kohärenztheorien → Übereinstimmung mit (allen einschlägigen) anderen Aussagen
Konsenstheorien → Übereinstimmung mit (allen verständigen) anderen Personen
Wo Korrespondenztheorien von Übereinstimmung von Aussagen mit der Wirklichkeit sprechen und
Kohärenztheorien von Stimmigkeit von Aussagen zueinander, sprechen Konsenstheorien von
Übereinstimmung in der Beurteilung der Aussagen durch Sachverständige – letztlich beruhen alle
drei auf einer Relationierung der thematisierten Aussage, behaupten eine Form von
Übereinstimmung, von Zueinanderpassen als Kriterium von Wahrheit, allerdings unter einem je
anderen Aspekt.
Übereinstimmung ist aber der Form nach prinzipiell nicht begrenzt:
3
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z.B.: Ich bin deiner Meinung
Sie kann nur durch explizite inhaltliche Bedingungen begrenzt werden:
z.B.: Ich bin darin deiner Meinung
z.B.: Ich bin deiner Meinung, abgesehen von ...
z.B.: Wenn du damit meinst, dass ..., bin ich deiner Meinung .
Wenn also für eine Aussage über eine Sache Wahrheit behauptet wird, kann die Einschränkung
der Übereinstimmung nur inhaltlich – also in der Sache – erfolgen. Man könnte sogar sagen, eine
inhaltliche Einschränkung muss erfolgen, weil eine Aussage ohne sachliche Begrenzung inhaltsleer
wird - tautologisch: Übereinstimmung von allem mit allem ist bejahender
Selbstbezug/Zirkularität:
Bsp.: der alttestamentarische Namen Gottes: Jahwe/Jehowa: Ich bin der ich bin – das heißt : ich
bin der Unbegrenzte, der Allmächtige, ... daher die biblische Forderung: Du sollst dir kein Bild
von mir machen – d.h.: Du sollst mich nicht begrenzen).
Daher ist der Bedingungssatz die 'archetypische' Form eines wissenschaftlichen Aussagesatzes.
Der Form nach – im Geltungsbereich - kann die in der Wahrheit behauptete Übereinstimmung
nicht begrenzt sein, weil sie auf etwas anderes zielt, die Welt meint. Wir können aber eine
Charakterisierung der Welt nur dann behaupten, wenn Sie für alle Beobachter gilt – sonst wäre es
ja eine Aussage über die Beobachter:
z.B.: Die Sonne ist gelb
d.h. in unserem erkenntnistheoretischen Grundverhältnis Mensch/Ich/Subjekt → Welt/Objekt zielt
Wahrheit auf die Übereinstimmung mit der unbeteiligten, beziehungslosen Welt
→
Die Übereinstimmung mit mir selbst, die subjektive Wahrheit – bei Habermas: die Wahrhaftigkeit
- zielt auf die Person, auf Selbstbezüge und Ausdrucksformen – das ist in unserer Unterteilung
nach den Perspektiven des Wahren, Schönen und Guten der Bereich von Schönheit, Ästhetik,
Geschmack
→
4
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z.B.: der Satz: "Für mich ist die Sonne aber blau" ist eine Geschmacksfrage, das ist das Privileg
des Künstlers - damit sind wir bei Chagall, nicht bei Aristoteles, d.h. bei Kunst, nicht bei
Wissenschaft.
Wahrheit im wissenschaftlichen Sinn ist somit nicht subjektiv –subjektive Stimmigkeit ist auch
weder begründungspflichtig (ich beanspruche ja gar nicht, dass ein Anderer meiner Meinung ist)
noch begründbar (ich habe ja keine gemeinsame Basis, auf die ich mich in der Begründung
beziehen kann) – daher auch der bekannte Spruch: de gustibus non disputandum (über
Geschmack lässt sich nicht streiten). Wahrheit ist nur insofern subjektiv, als der Anspruch
natürlich dem persönlichen Glauben entspringt (siehe Plato-Zitat), wissenschaftlich wird der
Wahrheitsanspruch aber erst dort, wo er mit Gründen Allgemeingültigkeit behauptet.
Die Übereinstimmung mit anderen, mit der beziehungsvollen Welt zielt auf Richtigkeit, auf Moral,
auf Übereinstimmung in Werten und Normen, d.h. auf die Perspektive des Guten – das müssen
zunächst nicht nur Menschen sein, sondern Beziehungen und damit Moralansprüche gibt es auch
gegenüber Tieren, Leben und sogar Gegenständen
→
z.B.: Wie gehe ich mit Liebesbriefen, Erbstücken, Pokalen und Ehrungen um?
Moral in seiner Vollform schließt dann allerdings Modelle der Wechselseitigkeit ein und meint
damit Beziehungen zwischen Gleichen. Das ist allerdings nicht zwangsläufig ein
Allgemeingültigkeitsanspruch: Moralvorstellung haben als eine ihrer wesentlichen Kriterien
die Frage des Geltungsbereiches eben nicht vordefiniert, sondern jeweils zu bestimmen – ob
(und wie) er Tiere mitumfasst, oder ob er nur für Menschen gilt, ob Frauen die selben
Beziehungsformen/Normen zugestanden werden, ob nur die Menschheit insgesamt (und
damit die, die die Menschheit weiterbringen, also die Besten, die Elite, die Germanen, der
Adel, die Revolutionäre, bei Nietzsche die Übermenschen) oder jeder einzelne Mensch in
gleicher Weise (bei Kant) gemeint ist etc. etc.
(Subjektive) Wahrhaftigkeit und (normative) Richtigkeit sind also nicht gleichzusetzen mit
Wahrheit - in der bereits angesprochenen Verschränkung der Perspektiven kann aber
Wahrhaftiges und Richtiges auch als Wahres, nämlich unter Allgemeingültigkeitsbedingungen
formuliert werden. In unserem Bild heißt das: Auch der Mensch und die Beziehung des
Menschen sind Teil der Welt insgesamt, also Aspekte der Wirklichkeit und können als
Wirklichkeitsaussagen formuliert werden.
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An diesem Punkt können wir auch noch unsere Wahrheitsaspekte auf diese Kopplung des
Wahren, Guten und Schönen mit dem Wirklichen, Sozialem (Beziehungsbezogenen) und
Subjektiven beziehen:
Wenn also Wahrheit auf Aussagen über die Welt insgesamt zielt, also auf Aussagen über die
Wirklichkeit (was wirklich, real ist und uns daher alle betrifft), dann ist die Übereinstimmung
mit der Wirklichkeit, der korrespondenztheoretische Ansatz, der ursprüngliche, primäre.
Kohärenztheoretische und konsenstheoretische Ansätze kann man dann als 'ergänzende'
verstehen, die dort zu tragen kommen, wo wir prinzipielle Probleme im Erkennen der
Wirklichkeit haben.
Dabei haben wir zwei prinzipielle Erkenntnisprobleme angesprochen:
• Zirkularität spricht an, dass wir mit der Welt in Beziehung stehen, sie also nicht
beobachten können, wie sie ist, sondern sie dabei gleichzeitig beeinflussen (und sie uns:
wir lernen) Der Mensch ist Teil der von ihm betrachteten Welt und durch seine
Reflexivität und Expressivität 'trägt er diese Welt auch in sich' und schafft sie mit
→
• Die Identifizierung von Ordnung als Erkenntnisvermögen spricht an, dass
Korrespondenztheorien unterstellen, dass die Welt geordnet ist und wir diese Ordnung
bloß entdecken – Naturgesetze, Prinzipien etc . Diese Entdeckung der Ordnung der Welt
als Grundidee der Wissenschaft hat bis heute jenen technischen Fortschritt mit
ermöglicht, der seit der Antike zweifellos stattgefunden und das Gesicht der Welt
verändert hat und sie wird bis heute in weiten Wissenschaftsbereichen weitgehend
unproblematisiert betrieben, auf philosophischer Ebene ist sie allerdings - historisch
betrachtet – zumindest seit Humanismus und Aufklärung fragwürdig. Die Fundierung des
Wissens im Menschen beginnt mit der Frage – bei Kant mit der 'kopernikanischen Wende'
– wie weit Ordnung nicht als Erkenntnisleistung des Menschen aufzufassen ist:
"Was es für eine Bewandtnis mit den Gegenständen an sich und abgesondert von all dieser
Rezeptivität unserer Sinnlichkeit haben möge, bleibt uns gänzlich unbekannt. Wir kennen nichts
als unsere Art, sie wahrzunehmen." (Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft.- Frankfurt am
Main: Suhrkamp 199011, §8/I, S. 87)
Wie die Wirklichkeit an sich ist, können wir nicht erfahren, weil sie uns nicht unvermittelt gegeben
ist – sondern nur vermittelt durch unsere Erkenntnisfähigkeiten (Sinne und Vernunft). Wahrheit
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ist möglich, weil diese Fähigkeiten bei uns allen gleich sind (der Titel der 'Kritik der reinen
Vernunft' verweist auch auf die Vorstellung Kants der im Prinzip gleichen, nur unterschiedlich
'aufgeklärten', klaren, 'gesäuberten', von individuellen Erfahrungen unabhängigen, weil
formalisierten Vernunft). Wahrheit ist hier wieder eine 'kohärente', basierend auf der inneren
Übereinstimmung und Widerspruchsfreiheiheit (der Gesetzmäßigkeit) von Aussagen.
Kant zieht mit unserer Erkenntnisfähigkeit einen 'Filter' zwischen der Welt und dem Menschen ein
– ein Theoriegebäude, das uns erlaubt, von Wissen zu sprechen, ohne letztlich auf eine 'höhere, -
ordnende, schöpferische - Instanz' zu verweisen. Dieses Modell erlaubt Kant auch, vom Menschen
als 'Bürger zweier Welten' zu sprechen, der Teil der Natur/Wirklichkeit ist und ihren Gesetzen
unterworfen und zugleich der Freiheit und Moral fähig und für sein Tun selbst verantwortlich ist.
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:
In dieser Konstruktion zeigen sich aber zugleich die Kritikpunkte an Kant und die Richtungen, in
denen sich Erkenntnistheorie weiterentwickelte:
• prinzipiell ist seinem eigenen Modell zufolge die Gleichheit der Erkenntnisfähigkeit Teil der
Natur – also von uns eigentlich gar nicht feststellbar. Nachdem diese Fähigkeiten rein formale sind
(die Art, wie Inhalte aus der Welt 'verarbeitet' werden), treten sie auch nie als gleiche in
Erscheinung. Individuelle, historische und kulturelle Unterschiede des Umgangs mit Vernunft sind
aber mit Kant nicht fassbar.
• praktisch bedeutet Kants Konstruktion eine 'Abwendung von der Welt' - indem er Inhalt (Welt)
und Form (Erkenntnisweise) trennt und nur über letzteres Aussagen macht, ist ihm der Mensch in
der Welt - in seiner konkreten Existenz – erkenntnistheoretisch kein Thema.
Erkenntnistheoretische Theorien nach Kant setzen dementsprechend vor allem bei den
Charakteristika an, die den Menschen in seiner Existenz in der Welt auszeichnen:
Geschichtlichkeit, Körperlichkeit, Wille, Sozialität,... Sie gehen dabei aber nicht hinter Kant
zurück, sondern bauen auf seiner Konstruktion der Vernunftfähigkeit des Menschen auf.
Faktisch bedeutet das folgendes: War schon Kants Theorie gegenüber den vorigen
Erklärungsweisen eine Rückzugsposition (Wir wissen nichts über die Welt an sich, aber kraft der
uns gleichen Vernunft, wissen wir etwas über die Welt, wie sie uns allen gleich erscheint) sind
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spätere Modelle dadurch geprägt, dass sie diese Gleicheit der Erkenntnis nicht mehr
aufrechterhalten und - im weiteren Rückzug - dafür 'Ersatz' suchen - oder Konsequenzen ziehen,
wo sie keinen Ersatz sehen.
In aller Kürze einige Positionen:
• Hermeneutik ist in unserem Modell dann beschreibbar als Erkenntnismodell, dass die
Konstruktion des Menschen als 'Bürger zweier Welten' weiterführt und darauf hinweist, dass der
Mensch (in seiner Lebenswelt) als reflexives Wesen nicht in der selben Art 'erkennbar' ist wie die
nicht reflexive Welt → u.a. Dilthey.
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:
• Empirisch-positivistische Wissenschaften des 20. Jahrhunderts (kritischer Rationalismus)
drehen den Fokus des Erkenntnisprozesses um – mit der Überlegung: Wenn wir also (mit Kant)
die Welt an sich nicht erkennen können und daher nicht sagen, was wahr ist (verifizieren), können
wir zumindest uns dieser Wahrheit annähern, indem wir feststellen, was nicht wahr ist (der Welt,
wie wir sie erkennen können, nicht entspricht – falsifizieren) → u.a. Popper.
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:
Karl Popper geht davon aus, dass Wissenschaft insgesamt Suche nach Wahrheit sei, die
er als Entsprechung zu einer existierenden Wirklichkeit versteht. Dieser Wahrheit nähert man sich
sukzessive an, indem man Thesen streng prüft und falsche Annahmen aussondert.
Von daher seien Hypothesen und Theorien prinzipiell nicht verifizierbar – weil eben die
Wirklichkeit nicht zugänglich ist. Der wissenschaftliche Ethos bestehe darin, eigene
Hypothesen nach Möglichkeit zu falsifizieren (als falsch zurückzuweisen). Gelinge das nicht,
seien sie – bis zu einer späteren Falsifizierung - als vorläufig wahr zu behandeln, solange sie sich
als wissenschaftliche Werkzeuge bewähren.
Vermutungen werden durch Kritik kontrolliert, und das heißt: durch versuchte Widerlegungen,
also durch strenge kritische Prüfungen. Unsere Vermutungen können solche Prüfungen bestehen,
aber sie können durch Überprüfung niemals positiv gerechtfertigt werden: man kann weder ihre
Wahrheit sicherstellen noch ihre "Wahrscheinlichkeit" (im Sinne der Wahrscheinlichkeitsrechnung).
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Die Kritik unserer Vermutungen ist von entscheidender Wichtigkeit: durch Aufdecken unserer
Fehler hilft sie uns, die Schwierigkeiten unseres Problems überhaupt zu verstehen. [...] Diejenigen
unserer Theorien, die auch der schärfsten Kritik widerstehen und die uns zur Zeit als bessere
Annäherungen an die Wahrheit erscheinen als andere bekannte Theorien, können (zusammen mit
den Berichten über ihre Prüfungen) als "die Wissenschaft" unserer Zeit bezeichnet werden. Keine
von diesen Theorien kann positiv gerechtfertigt werden; und so ist es im wesentlichen ihr
kritischer und progressiver Charakter, der die Rationalität der Wissenschaft ausmacht: die
Tatsache, daß wir aufgrund von Argumenten entscheiden können, daß sie die Probleme besser
lösen als andere Theorien.
Popper, Karl R.: Das Wachstum der wissenschaftlichen Erkenntnis.
Doch auch in der 'Arbeitsthese' Poppers bleiben Fragen, die die Korrespondenztheorie allein nur
schwer beantworten kann - etwa wie mit einander widersprechenden, nicht falsifizierbaren
Aussagen zweier Theorien zum selben Sachverhalt umzugehen sei.
• Einigungstheorien (Vertragstheorien, Diskurstheorien,...) versuchen, den Bezug auf die eine,
allen gleiche und bloß 'aufzuklärende' Vernunft als Garant der Wahrheit durch Einigungsprozesse
zu ersetzen: Wenn wir auch nicht davon ausgehen können, dass jeder für sich auf die gleiche Art
denkt und derart zu den gleichen Ergebnissen kommen muss (weil Vernunft auch historisch
ausgeformt, auf individuelle Erfahrungen rekurrierend,...), können wir doch annehmen, dass
Aussagen, denen wir alle gemeinsam zustimmen können, wahr sind. Diese Theorien sind oft
weiter verbunden mit der Annahme einer uns allen zukommenden Vernunftfähigkeit und sprechen
daher von begündeten Einigungsprozessen – schließen also weiter Entscheidungsfähigkeit aus
Vernunftgründen im Diskurs mit ein → u.a. Habermas.
"Die Bedingung für die Wahrheit von Aussagen ist die potentielle Zustimmung aller anderen. Jeder
andere müsste sich überzeugen können, daß ich dem Gegenstand das besagte Prädikat
berechtigterweise zuspreche, und müßte mir dann zustimmen können. Die Wahrheit einer
Proposition meint das Versprechen, einen vernünftigen Konsensus über das Gesagte zu erzielen."
Habermas, Jürgen: Wahrheitstheorien. – In: Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des
kommunikativen Handelns
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:
Hier ist auch der dritte Typ von Wahrheitskonstruktionen mit angesprochen – der Konsens
zwischen Vernünftigen.
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Konsenstheorien der Wahrheit führen die gemeinsame Überlegung der Kohärenztheorien noch
einen Schritt weiter, indem sie den sozialen Aspekt einbringen: Wo Korrespondenztheorien von
Übereinstimmung von Aussagen mit der Wirklichkeit sprechen und Kohärenztheorien von
Stimmigkeit von Aussagen zueinander, sprechen Konsenstheorien von Übereinstimmung in der
Beurteilung der Aussagen durch Sachverständige – letztlich beruhen alle drei auf einer
Relationierung der thematisierten Aussage, behaupten eine Form von Übereinstimmung, von
Zueinanderpassen als Kriterium von Wahrheit, allerdings unter einem je anderen Aspekt.
Konsenstheorien gehen von Wissenschaft als einem sozialen System aus, in dem die Wahrheit
einer Hypothese nur von denjenigen beurteilt werden kann, die in der Lage und willens sind, die
darin thematisierte Problemlage zu verstehen. Demnach sind diejenigen Annahmen wahr, die
von allen Gutwilligen, Normalsinnigen und Sachkundigen als wahr anerkannt werden.
Sie haben damit die höchste 'Reichweite' (Konsens ist am leichtesten herzustellen), allerdings
auch den problematischsten Wahrheitsstatus (als letzte Zuflucht) und können andere Argumente
nicht ersetzen oder entkräften (auch wenn alle finden, es gibt keine grünen Schwäne, gibt es sie,
wenn ich sie – in nüchternem Zustand [☺] – gesehen habe).
• Skepsis versucht im Grunde, sich diesen letztlich nicht haltbaren 'Kompromissen' zu
entziehen, indem sie positive Aussagen zum Wesen / Zustand der Welt vermeidet – wenn wir
nicht sagen können, wie die Welt an sich ist, sollten wir das auch nicht tun. Der Nachteil dieser
Perspektive – und die Kritik an ihr – ist der 'fehlende konstruktive Beitrag' zu unseren Versuchen,
die Welt zu erklären und uns in ihr zu orientieren. Ihr Vorteil ist die Klarheit des Denkens, wenn
man sich nicht an ein zu erzielendes 'brauchbares' Ergebnis bindet und die Korrekturfunktion
gegenüber anderen Positionen – etwa in der tranzendental-kritischen Ausformung, die nach den
Erklärungsresten von Aussagen über die Welt fragt (mit Kant: Was ist die Bedingung der
Möglichkeit von...) und derart imstande ist, Geltungsfragen zu thematisieren (Welchen Anspruch
darf welche Position aufgrund ihrer Begründungsstruktur überhaupt stellen, ...) → u.a.
Breinbauer.
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:
?
• Konstruktivisten reagieren auf das Erkenntnisproblem mit abgeschwächtem Anspruch
offensiv – wenn wir die Welt an sich nicht erkennen können, dann behandeln wir unsere
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Erkenntnisse eben wie Erfindungen und überprüfen, ob sie 'funktionieren' (Brauchbarkeit des
Konstruktes ersetzt Wahrheit der Erkenntnis) → Luhmann.
„Entweder betrachte ich mich als den Bürger eines unabhängigen Universums, dessen Regelmäßigkeiten,
Gesetze und Gewohnheiten ich im Lauf der Zeit entdecke, oder ich betrachte mich als Teilnehmer einer
Verschwörung, deren Gewohnheiten, Gesetze und Regelmäßigkeiten wir nun erfinden. Immer wenn ich mit
denjenigen spreche, die sich dafür entschieden haben, entweder Entdecker oder Erfinder zu sein, bin ich immer
von neuem von der Tatsache beeindruckt, daß keiner von ihnen erkennt, jemals eine derartige Entscheidung
getroffen zu haben. Wenn sie überdies herausgefordert werden, ihre Position zu rechtfertigen, bedienen sie sich
eines Begriffssystems, das nachweislich auf einer Entscheidung über eine prinzipiell unentscheidbare Frage
basiert.“ (FOERSTER 1993, S. 75)).
In unserem Modell entspricht das in etwa folgendem Bild:
?
In dem hier entworfenen Modell sind Koheränz- und Konsenstheorien natürlich nicht zwangsläufig
im Widerspruch zu Korrespondenztheorien, sie wählen ein anderes Kriterium der Beurteilung von
Wahrheit. Die Theorietypen können sogar als einander stützend gedacht werden. Metatheoretisch
gesehen beziehen sie sich allerdings auf verschiedene Weltbilder (wie wieder bei Kant zu sehen,
der kohärenztheoretisch argumentiert und die Korrespondenz explizit als prinzipiell nicht
feststellbar ablehnt) und stehen, was ihre Brauchbarkeit im Rahmen wissenschaftlicher Tätigkeit
betrifft, oft in Konkurrenz zueinander.
Unser erkenntnistheoretisches Modell sieht dann im Überblick folgendermaßen aus
11
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Dieser Umgang mit Wahrheitstheorien führt uns also dazu, nicht von DEM wissenschaftlichen
Wissen zu sprechen, sondern von wissenschaftlichen Positionen, die in Konkurrenz und ergänzend
zu Phänomenen Aussagen mit unterschiedlichem Fokus und unterscheidbarem Wahrheitsanspruch
formulieren.
In dem hier entworfenen Modell sind Koheränz- und Konsenstheorien somit nicht zwangsläufig im
Widerspruch zu Korrespondenztheorien, sie wählen ein anderes Kriterium der Beurteilung von
Wahrheit. Die Theorietypen können sogar als einander stützend gedacht werden. Faktisch
beziehen sie sich allerdings auf verschiedene Weltbilder (wie wieder bei Kant zu sehen, der
kohärenztheoretisch argumentiert und die Korrespondenz explizit als prinzipiell nicht feststellbar
ablehnt) und stehen, was ihre Brauchbarkeit im Rahmen wissenschaftlicher Tätigkeit betrifft, in
Konkurrenz zueinander.
Nachteile der Theorien
• Korrespondenz braucht Evidenz (möglichst direkte Entsprechung),
• Kohärenz braucht Input (Inhalte aus der 'Wirklichkeit'),
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• Konsens kann gerade Streitfragen nicht entscheiden (weil ja Einstimmigkeit vorausgesetzt ist)
So gesehen sind diese Theorietypen sogar aufeinander angewiesen – und wir haben gesehen,
dass sie jeweils Elemente der anderen integrieren (Evidenz beruht etwa auf Konsens)
Eine Entscheidung zwischen diesen Denkansätzen ist hier nicht notwendig. In der unmittelbaren
Evidenz des Vorliegenden, Bewährung, disziplinären Akzeptanz der Stimmigkeit der
Annahmen und der Überlegenheit der einfachen Erklärung liegen wertvolle Kriterien zur
Beurteilung von Aussagen vor, die weitgehend unbestritten sind und einander weit eher
ergänzen als konkurrenzieren. Ihr Erklärungsgehalt wird jeweils nach Vorgehensweise und
Kontext – etwa dem jeweiligen Begründungssystem der verschiedenen wissenschaftlichen
Disziplinen - zu beurteilen sein.
• Korrespondenztheorien → Übereinstimmung mit der Wirklichkeit Evidenz
Bewährung
Objektivität
• Kohärenztheorien → Übereinstimmung mit anderen Aussagen
Gültigkeit
(Widerspruchsfreiheit,
Angemessenheit,..)
einfache Erklärung
• Konsenstheorien → Übereinstimmung mit anderen Personen
Akzeptanz
(Einigung)
Die 'Stärke der Beurteilungskriterien' ist im Regelfall eine von der Korrespondenz (am höchsten,
weil direkt an der Wirklichkeit) hin zur Akzeptanz (Indiz des Indizes (Stimmigkeit) für
Wirklichkeit)), die Reichweite ist jedoch umgekehrt: Akzeptanz kann ich potentiell zu jedem Satz
herstellen, direkte Korrespondenz zur Wirklichkeit ist bei abstrahierenden Sätzen zunehmend
schwieriger zu argumentieren.
Auf dieser Basis sollten wir nun mit dem Wahrheitsbegriff arbeiten können, auch wenn wir
prinzipiell wissen und im Auge behalten, dass weder eindeutig geklärt ist, was als wahr
gelten soll, noch wie man Wahrheiten erkennen kann, noch einmal akzeptierte
Wahrheiten auf Dauer außer Streit gestellt sind.
Zur Struktur von Wissenschaft
Die obige Diskussion von Wahrheitstheorien zeigt aber auch nicht zuletzt Folgendes: Wissenschaft
ist nicht bloß als eine Produktions- und Lagerstätte von Wirklichkeitsannahmen aufzufassen, in der
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Stück für Stück Wahrheiten aufgehäuft werden, bis die Welt insgesamt beschrieben und erklärt
ist. Es ist weder eindeutig geklärt, was als wahr gelten soll, noch wie man Wahrheiten
erkennen kann, noch sind einmal akzeptierte Wahrheiten auf Dauer außer Streit
gestellt.
Wissenschaft ist immer (auch) – wie Religion, Politik und andere - ein besondere Form des
Diskurses um eine gemeinsame Weltsicht.
Als Grundproblem zeigt sich damit, dass Wissenschaft in Wirklichkeit immer auf
ungesichertem Grund steht und mit dem Paradoxon leben muss, sich aus dem
Wahrheitsanspruch zu legitimieren, ohne ihn jedoch je wirklich einlösen zu können. Am Anfang
stehen immer Glaubenssätze (Axiome oder subjektive Beobachtungen). Wissenschaftliche
Methoden und Strukturen sind ein Weg, um zumindest in Folge 'Wahrheit' vermuten zu können –
daher ihre Bedeutung – und damit sind wir letztlich beim Thema dieser Lv: Wir benötigen
Methoden, damit wir, wenn wir schon nicht behaupten können, dass unsere Feststellungen einer
Wirklichkeit entsprechen, zumindest mit Gründen angeben können, warum unsere Aussagen
unseren Erfahrungen und unserem bisher 'funktionierenden' Wissen entsprechen. 'It works' heißt
es im angloamerikanischen Raum – und damit meinen wir im wissenschaftlichen Kontext, dass
zum Beispiel Häuser mit sauber berechneter Statik – aus welchem Grund auch immer –
tatsächlich im Regelfall nicht in sich zusammenstürzen (zugleich wissen wir eine Vielzahl weiterer
Kriterien, waum wir uns nie hundertprozentig sicher sein können). Zumindest verleiht ein
Wahrheitsdiskurs über ca. 2500 Jahre den bislang unwidersprochenen Aussagen doch eine
gewisse Plausibilität. Es sind somit vor allem die Methoden, die Wissenschaft von anderen
Wahrheitssystemen unterscheiden.
Ein zweites lässt sich aus dem oben Referierten lesen: Wissenschaft ist als ein
hochkomplexes System zu verstehen, das neben der Wirklichkeit zumindest noch ein zweites
zentrales Bezugssystem aufweist – weil es dieses benötigt: sich selbst. Wissenschaft besitzt eine
Vielzahl interner Rückbezüge, Differenzierungen und Abgrenzungen, unterschiedliche Sprachen
und Dialekte, Wertvorstellungen, Aufnahme- und Verhaltensregeln etc.. Dementsprechend
komplex und ineinander verwoben sind auch ihre Strukturen.
So lassen sich (angemessene) Methoden auch nicht unabhängig von Inhalten/Wahrheitsaussagen
und dem Typ des darin vertretenen Wahrheitsanspruchs beurteilen/wählen.
Die Typen von Wahrheitsaussagen unterscheiden sich vor allem durch ihren
Verallgemeinerungsgrad:
Theorien und Daten
Der Begriff 'Theorie' kommt aus dem Griechischen, wo als Theoretiker zunächst die Zuseher bei
den antiken griechischen Spielen bezeichnet wurden, die als nicht direkt Involvierte zu Urteilen
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und allgemeinen Kommentaren fähig waren - diejenigen, die eben nicht selbst handeln, nicht
laufen und ringen und boxen, sondern dieses Laufen, Ringen und Boxen – d.h. Handeln –
beobachten; die mit anderen Beobachtern über dieses Handeln sprechen und durch das Sprechen
auf immer allgemeinere Ebenen kommen1, zwischen denen sie sich bewegen, um in distanzierter
Reflexion Erkenntnis und Orientierung zu gewinnen.
Als Theorien werden hier dementsprechend alle (oder je nach Sprachgebrauch
zumindest die akzeptierten, also bewährten, unwiderlegt begründeten) allgemeinen
Wahrheitsaussagen bezeichnet: Gesetze, umfassende Gesetzes- und Aussagesysteme etc..
Theorien sind unter- und miteinander vielfältig verknüpft und stehen selbst wiederum im Kontext
umfassenderer Metatheorien bis hin zu grundlegenden (meist implizierten) Annahmen zum
Wissenschaftsverständnis, zu Welt- und Menschenbild, etc.. Theoriesysteme verändern sich: alte
Theorien fallen weg, Bezüge werden hergestellt, eine erfolgreiche neue Theorie kann zur
Umstrukturierung ganzer Theoriegebäude führen, Änderungen im Wissenschaftssystem, eine
veränderte Vorstellung von Wirklichkeit bewirken.
Hypothesen und Axiome sind ebenfalls Aussagen mit Allgemeinheitscharakter. Sie
unterscheiden sich von Theorien durch ihren Wahrheitsstatus, d.h. dadurch, dass sie noch nicht
überprüft bzw. prinzipiell nicht überprüfbar sind.
Den Gegenpol zu den Theorien nehmen innerhalb der Wahrheitsaussagen die Daten ein.
Sie repräsentieren reale Objekte und Beziehungen, in Form von Messergebnissen,
Beobachtungssätzen, etc.. Nachdem die Gegenstände der Wirklichkeit nicht an sich, sondern
1 Dieser klassische Vorgang einer Theoriebildung spielt sich im Prinzip unverändert auch in den Sportstadien
der Gegenwart ab. Er beruht auf einer schrittweisen Verallgemeinerung des Geschehens, das eine
situationsübergreifende gemeinsame Orientierung - und soziale Integration – ermöglicht. Also etwa so (mit
wechselnden Personen):
1. Das war kein Foul!
2. Der Schiedsrichter pfeift schon die ganze Zeit Unfug!
3. Der kennt sich überhaupt nicht aus in diesem Spiel, der .....!
4. Die Schiedsrichter sind alle so ...!
Diese Theoriebildung unterscheidet sich von wissenschaftlicher im Prinzip dadurch, dass die standardisierten
Entscheidungsverfahren zwischen widersprechenden Verallgemeinerungen bei ersterer schon auch einmal
'handfest' werden können, bei letzterer hingegen begründender und argumentativer Natur sind, dass also
konkurrierende Lager und Positionen einmal durch Zäune und Sektoren und einmal durch Lehrkanzeln
voneinander getrennt werden.
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durch den 'Filter' des menschlichen Erkenntnisvermögens und im sprachlichen Gewand gegeben
sind und vermittelt werden können, wird die Beziehung zwischen Wissenschaft und Wirklichkeit
innerhalb der Wissenschaft im Spannungsverhältnis von Theorien und Daten, von
Systematisierung und Testung methodisch bearbeitet.
Modelle, als unterschiedlich abstrakte Konstrukte zur Abbildung realer Systeme oder zum
Umgang mit ihnen, können als Vermittlungsform zwischen Theorien und Daten verstanden
werden.
Diese Typen von Wahrheitsaussagen unterscheiden sich im Allgemeinheitsgrad, nicht in ihrem
Wahrheitsgehalt
Methoden
Der Begriff 'Methode' bedeutet in der Übersetzung aus dem Griechischen zunächst 'der Weg zu
etwas hin', bezogen auf Wissenschaft werden unter Methoden ganz allgemein Wege des
wissenschaftlichen
Vorgehens,
also
Verfahren
zur
Gewinnung
und
Begründung/Überprüfung von Annahmen verstanden.
In dementsprechend breiter Bedeutung wird der Begriff auch gebraucht: von hochspezifischen
Messmethoden zur Gewinnung von Daten bis hin zu grundsätzlichen Festlegungen im Vorgehen,
wie die Unterscheidung zwischen induktiven (vom Besonderen zum Allgemeinen fortschreitenden)
und deduktiven (vom Allgemeinen zum Besonderen gehenden) Methoden.
Prinzipiell ist Methode also jede begründete Vorgehensweise zur Gewinnung und
Begründung/Überprüfung von Annahmen - bestehende Methoden sind routinisierte Anwendungen
einmal erfundener Wege. Wesentlich ist daher, nicht nur bestehende Methoden richtig
anzuwenden, sondern zunächst das Vorgehen zu finden, das am ehesten dem
Forschungsinteresse entspricht, d.h. die eigene Methode zu entwerfen und auch entsprechend
darzustellen, d.h. die verwendeten Methoden in das begründende Vorgehen argumentativ
einzubetten. Diese Argumentation ist selbst bereits als eine Methode anzusehen, die ebenso
Standards kennt wie etwa empirische Methoden der Hypothesenprüfung.
allgemeine Wahrheitsaussagen (Theorien, Axiome,..)
Methoden (deduktiv)
Als Grundstruktur wissenschaftlicher Arbeitsweise können wir somit (verkürzt) den
Vorgang ansprechen, methodisch aus Wahrheitsaussagen weitere Wahrheitsaussagen
zu gewinnen.
Methoden (induktiv)
konkrete Wahrheitsaussagen (Daten)
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Methode führt von Wahrheitsaussage zu Wahrheitsaussage – abhängig von Art der Aussage.
Methode und Paradigma
Neben dem angesprochenen Verhältnis zwischen Theorien und Daten kommen in den Methoden
als den (anerkannten) Formen wissenschaftlichen Arbeitens auch andere zentrale
Strukturmerkmale von Wissenschaft zum Tragen. Die Wahl der Methode, als Entscheidung über
das angemessenste Vorgehen bei einem wissenschaftlichen Vorhaben, wirft – explizit oder implizit
(ausdrücklich oder nicht) – eine Vielzahl wesentlicher Fragen zum Charakter der Arbeit auf:
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Welche Methode ist dem zu untersuchenden Gegenstand am ehesten angemessen?
der thematisierten Art von Problemstellung, Fragestellung?
dem eigenen Forschungs- /Erkenntnisinteresse?
Welche Methode entspricht am ehesten dem Typ der vorliegenden (zu gewinnenden)
Daten?
den Annahmen, Hypothesen, Theorien, von denen ausgegangen wird?
dem zugrundeliegenden Wissenschaftsverständnis, Welt- und Menschenbild?
der Wissenschaftsdisziplin, in der geforscht wird?
der wissenschaftlichen Denkschule, der man sich verpflichtet fühlt?
den anderen Methoden, die eingesetzt werden sollen oder (etwa in der Datengewinnung)
bereits eingesetzt wurden?
den Interessen der sozialen Bezugssysteme, in denen man verankert ist, der
Institutionen, an denen man forscht?
dem eigenen wissenschaftlichen Ethos?
den verfügbaren Ressourcen (an Zeit, EDV-Ausstattung, Messgeräten, vorhandenen
Informationen, etc.)? usw.
z.B. ist die Bedeutung Galileis nicht zuletzt auf sein Geschick als Techniker zurückzuführen. Durch
sein neues Fernrohr war es ihm möglich, die Jupitermonde zu entdecken und aus ihrer
Kreislaufbahn um den Planeten in Analogie das heliozentrische Weltbild des Kopernikus zu
bestätigen.
Diese und weitere Fragestellungen sind selbstverständlich umkehrbar. Welches Menschenbild liegt
der gewählten Methode zugrunde? Welchen Typ von Daten erhält man? Welchen
Geltungsanspruch, -bereich werden die Ergebnisse abdecken? etc..
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Je nach Priorität werden manche Fragen die Wahl der Methode beeinflussen, andere werden durch
die Wahl implizit mit beantwortet. Tatsächlich sind die verschiedenen Strukturelemente
derart ineinander verwoben, dass eine Entscheidung eine Vielzahl anderer bereits
vorwegnimmt.
z.B.: Eine bestimmte Theorie (ein Theorietyp) hat auf Basis des selben Weltbildes und
Wissenschaftsverständnisses eine besondere Nähe zu einer besonderen Methode, die einem Typ
von Forschungsproblemen (z.B. technischen, empirischen, begrifflichen) und einer Perspektive im
Forschungsinteresse entspricht und einen bestimmten Typ von Daten liefert, etc..
Diese Komplexe aus Wissenschaftsverständnis, dazu passenden Theorien, Methoden,
Forschungsinteressen, usw. werden, zumindest wenn sie sich als erfolgreich erweisen, oft als
Paradigmen bezeichnet.
Thomas S. Kuhn, der diesen Begriff geprägt hat, versteht unter Paradigma eine
wissenschaftliche Leistung, mit der ein Problem auf eine neuartige Art und Weise gelöst
wurde und die seitdem als Vorbild und Grundlage für weitere wissenschaftliche Arbeiten
anerkannt wurde und so routinierte Sicht- und Vorgehensweisen etabliert.
Derartige
Paradigmen
dominieren
oft
das
Erscheinungsbild
ganzer
Wissenschaftsbereiche (wie etwa Newtons Paradigma wesentlich für die Entwicklung und
Ausrichtung der Naturwissenschaften war) und/oder formen wissenschaftliche 'Schulen'. Im Laufe
der Lehrveranstaltung haben wir auch schon derartige Theorie-Methoden-Komplexe mit
paradigmatischem Status kennengelernt (und werden weitere kennenlernen), die auch im
methodischen Bereich das wissenschaftliche Arbeiten der Gegenwart prägen: der kritische
Rationalismus, die Hermeneutik und andere Positionen unseres erkenntnistheoretischen Modells
haben paradigmatischen Status: Sie sind verknüpft mit typischen Problemen, die sie lösen
können, mit typischen Methoden, Ressourcen, prägen wissenschaftliche Schulen etc..
"Die Physik des Aristoteles, der Almagest des Ptolemäus, Newtons Principia und Opticks, Franklins
Electricity, Lavoisiers Chimie, Lyells Geology – diese und viele andere Werke dienten indirekt eine
Zeitlang dazu, für nachfolgende Generationen von Fachleuten die anerkannten Probleme und
Methoden eines Forschungsgebietes zu bestimmen. Sie vermochten dies, da sie zwei wesentliche
Eigenschaften gemeinsam hatten. Ihre Leistung war neuartig genug, um eine beständige Gruppe
von Anhängern anzuziehen, die ihre Wissenschaft bisher auf andere Art betrieben hatten, und
gleichzeitig war sie noch offen genug, um der neuen Gruppe von Fachleuten alle möglichen
ungelösten Probleme zu stellen. Leistungen mit diesen beiden Merkmalen werde ich von nun an
als 'Paradigmata' bezeichnen, ein Ausdruck, der eng mit dem der 'normalen Wissenschaft'
zusammenhängt. Durch seine Wahl möchte ich andeuten, dass einige anerkannte Beispiele für
konkrete wissenschaftliche Praxis – Beispiele, die Gesetz, Theorie, Anwendung und Hilfsmittel
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einschließen – Vorbilder abgeben, aus denen bestimmte festgefügte Traditionen wissenschaftlicher
Forschung erwachsen."2
Argumentation
Methoden haben wir bislang angesprochen als Verfahren zur Gewinnung und Glaubhaftmachung
von Wahrheitsaussagen. Prinzipiell ist Methode also jede begründete Vorgehensweise zur
Gewinnung und Begründung/Überprüfung von Annahmen - von hier aus haben wir zumindest 3
Anknüpfungspunkte an unser Thema Argumentation:
1. zeigt sich hier die Bedeutung des methodischen Vorgehens in der Wissenschaft – wenn
wir schon nicht auf gesicherten Grund stehen, können wir zumindest von den Grundannahmen
weg systematisch und gültig vorgehen. Das heißt aber, dass die methodische Vorgehensweise
ein durchgängiges und sozusagen zu individualisierendes Merkmal wissenschaftlichen
Arbeitens ist – Es ist nicht damit getan, eine routinisierte Methode anzuwenden und vorne und
hinten Inhalte dazuzustopfen.
Routinisierte Methoden, an die wir zumeist denken, wenn wir von Methoden sprechen, sind
üblicherweise mehr oder weniger stark standardisierte Verfahren zur Gewinnung von
Wahrheitsaussagen – das können Daten oder Theorien sein. Mit diesen Wahrheitsaussagen
müssen Sie noch weiter umgehen:
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-
-
-
Sie müssen die erhobenen Sachverhalte in einen Bedeutungszusammenhang – in ihren
Bedeutungszusammenhang einbetten.
daraus neue Probemlösungen entwickeln und darstellen
und begleitend zentrale Standards wissenschaftlichen Arbeitens sichern durch
Reflexion und Erläuterung des eigenen Vorgehens in inhaltlicher und methodischer Hinsicht:
die Nachvollziehbarkeit der Angemessenheit des Vorgehens, der gezogenen
Schlüsse und getroffenen Prognosen,
die Beurteilbarkeit von Aussagekraft, empirischem und logischem
Wahrheitsgehalt Ihrer Aussagen,
die Offenlegung zugrundeliegender Vorstellungen und Konzepte, etc.. –
damit auch nachvollziehbar wird, auf welche nicht weiter begründbaren Axiome und
Grundannahmen Sie sich beziehen.
2 Kuhn, Thomas S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 199714, S 25.
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Das geschieht durch Argumentation.
Was ist Argumentation?
Argumentation wird in seiner allgemeinen Form als Darstellung eines
Standpunktes mit Hilfe von Gründen verstanden (eine Umformulierung der Platon-
Definition von Wissen).
Argumentation ist derart die älteste und fundamentalste aller wissenschaftlichen Methoden
im sprachlichen Bereich - ja Wissenschaft ist selbst als Argumentation verstehbar
(siehe Platon-Zitat) und wissenschaftliche Arbeiten folgen grundsätzlich dem Aufbau von
Argumentationsgängen
mit
Wahrheitsaussagen
(Daten,
Theorien)
und
Gewinnung/Glaubhaftmachung dieser Aussagen (Methoden).
Was wir von einem Argument sagen, gilt dementsprechend immer auch für eine
wissenschaftliche Arbeit.
Mit Hilfe von Argumentation entwickeln, klären, erläutern und rechtfertigen Sie
einen begründeten Standpunkt - und entwickeln ihn weiter – das ist nichts
anderes als wissenschaftliches Arbeiten.
2. In unserer Wahrheitsdiskussion haben wir gesehen, dass Wissenschaft kein verstaubtes
Museum ist, kein statisches Begriffsgerüst der Welt, das lediglich immer detaillierter und
ausgeschmückter wird.
Wissenschaft ist dynamisch, sie hat
-
-
Prozesscharakter: Anknüpfend an Bestehendes werden Annahmen entworfen,
weiterentwickelt, bestritten. Dieser Prozess ist komplex.
Wir haben vorige Vorlesung über die Eingebundenheit von Methoden in andere
Strukturelemente von Wissenschaft und über Paradigmen gesprochen. Ich möchte diesen
Bereich in einer späteren Lehrveranstaltung wieder aufgreifen, wichtig ist für jetzt, dass Sie die
Komplexität wissenschaftlichen Arbeitens und den Charakter als Gesamtprozess zur
Problemlösung sehen - d.h. dass Sie (Erkenntnis-)Interessen verfolgen.
Handlungscharakter: Annahmen werden aus einem bestimmten Interesse heraus formuliert
und mit einem (Wahrheits-)Anspruch verknüpft, Sie nehmen auf eine Problemstellung Bezug,
drücken eine Bedeutung aus, die über das Behauptete hinausgeht. In der Argumentation
behandeln Sie nicht bloß ein Thema, Sie tun es bewusst – d.h. Sie thematisieren auch noch diese
Behandlung und den damit verknüpften Wahrheitsanspruch. Sie stellen also nicht nur das
Behauptete dar, sondern machen auch den Weg (die Methode) explizit, mit dem Sie den Anspruch
glaubhaft machen wollen:
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-
-
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-
-
Diskurscharakter: In der Begründung einer Annahme (einer Theorie) ist bereits ein
Gegenüber mitgedacht, das zu der Behauptung Stellung nimmt, die Vermittlung des Gemeinten
über eine formalisierte Sprache zielt darauf ab, eindeutig verstanden zu werden. Sie zielt auf eine
Klärung und ein neues Verständnis, das wiederum begründbar ist. Die Schlussfolgerung eines
Arguments/wissenschaftlichen Standpunktes ist zugleich Ausgangspunkt des nächsten
Gedankenganges (innerhalb der Argumentation und Argumentationsgänge verbindend)
Die zwei Bilder für Wissenschaft, die wir hier gebrauchen, zielen also auf zwei Aspekte ab, die wir
schon in unserer Wahrheitsdiskussion thematisiert haben:
'Wissenschaft ist Argumentation' meint, dass sie sich als ein in sich stimmiges
(kohärentes) Weiterdenken über mittlerweile 2500 Jahre darstellen lässt – als eine historische
Linie des Aufgreifens und Bezugnehmens auf bereits Gedachtes (jeweils im Licht gegenwärtiger
Problemstellungen).
'Wissenschaft ist Diskurs' meint, dass dieses Weiterdenken prinzipiell niemand ausschließt:
Geltung für jeden (und damit Konsens) beansprucht und daher im Prinzip auch jeden beteiligt.
Wissenschaft ist nicht 'im Besitz' irgendwelcher Experten, sondern findet zwischen uns allen statt,
es ist eine bestimmte Form intersubjektiven Zugangs zur Welt.
Argumentation wie Wissenschaft insgesamt ist als eine Strategie des Wahrheitsdiskurses
verstehbar und hat als zentrales Merkmal einen Doppelcharakter: Wissenschaftliches Arbeiten ist
ein zugleich kreativer und kritischer Akt:
Er ist kreativ, weil für das Finden der überzeugenden Argumente keine Anleitung existiert.
Es ist immer auch eine schöpferische Leistung, einen angemessenen Standpunkt aufzufinden und
mit den besten Gründen zu stützen. Sehr wohl kann man Kriterien als Anhaltspunkte formulieren.
Er ist kritisch, weil er darauf abzielt, zu einem begründeten, reflektierten Urteil über
einen Standpunkt zu kommen. Dem dienen die Begründung der Wahrheit eines Arguments und
die Überprüfbarkeit der Korrektheit des Argumentationsganges. Darin unterscheiden sich
Argumente etwa von Erklärungen oder Beschreibungen: Sie thematisieren explizit die
Wahrheit des in ihnen ausgedrückten Sachverhaltes und setzen sie nicht implizit voraus.
In diesen beiden Kriterien und in der allgemeinen Beschreibung von Argumentation als
Darstellung eines Standpunktes mit Hilfe von Gründen liest man auch die grundsätzliche
Strukturgleichheit zur Wissenschaft insgesamt: Wissenschaft ist kreativ, wo sie etwa
Mechanismen, Regeln etc. aus der Wirklichkeit abstrahieren möchte, sie ist kritisch, wo sie die
Gültigkeit dieser Allgemeinaussagen überprüft.
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3. Wir haben in der Diskussion um Wahrheit auch bereits erste Schritte in die Argumentation
hinein getan. Wenn Argumentation Darstellung eines Standpunktes mit Hilfe von
Gründen ist, stellt sich die Frage: Wie komme ich zu diesen Gründen?
Was brauchen wir zur Argumentation?
die Aussage
Argumentierbar sind Sätze, die eine Aussage aufweisen, d.h. in denen eine Behauptung
oder Forderung aufgestellt wird, deren Wahrheitsgehalt überprüfbar ist. Sätze, die nicht wahr
oder falsch sein können (Fragen, Bitten, Befehle), können aber sehr wohl aus rhetorischen
Gründen Teil der Argumentation sein, sie tragen dann bloß nichts zur Begründung bei und können
diese auch nicht ersetzen.
Aussagen können die Form einer Position (Selbständigkeit ist gezielt hervorrufbar) oder einer
Negation (Selbständigkeit ist nicht gezielt hervorrufbar) haben, müssen jedoch eine bestimmte
Bedeutung aufweisen. Die Bedeutung einer Aussage wird in der Proposition ausgedrückt, die für
verschiedene Aussagen die gleiche sein kann.
Selbständigkeit ist nicht gezielt hervorrufbar.
Selbständigkeit kann nur aus einem selbst entstehen.
Die Proposition ist die eigentlich argumentativ relevante Einheit.
Definieren von Begriffen
Nun kann der Fall eintreten, dass Sie nach Ihrer Ansicht eine eindeutige Aussage treffen, die
dennoch von unterschiedlichen Leuten ganz unterschiedlich begriffen wird – aus einem simplen
Grund: Sie haben die Begriffe, die Sie verwenden, nicht geklärt. Eindeutige Aussagen setzen
eindeutige Begriffe voraus. Dem dient die Definition von Begriffen.
Begriffe sind Benennungen/Beschreibungen von Sachverhalten. Ihre Definition ist letztlich
eine Namensgebung. Sie kann
• gegenständlich/ substantiell (Was ist das?),
• genetisch (Wie ist das entstanden?) oder
• funktional (Wozu dient das?) erfolgen.
Eindeutige Aussagen setzen eindeutige Begriffe voraus. Dem dient die Definition von Begriffen.
Wie definiert man?
22
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Formal gesehen ist eine Definition die Gleichsetzung eines bisher unbekannten Wortes
mit einer Kombination mindestens zweier bekannter Worte. Sie bestimmt die Bedeutung
eines uneindeutigen/unbekannten Begriffs durch Verknüpfung mit einem bekannten, mit etwas
Offensichtlichem.
Die Grundform ist die hinweisende Definition.
Das hier ist ein Tisch
Die hinweisende Definition ist letztlich eine Benennung, Namensgebung: Einem Gegenstand wird
ein Begriff zugeordnet. Sie ist zumeist unkompliziert und eindeutig, allerdings nur beschränkt
verwendbar – weil sie in ihrer Reichweite auf 'Zeugen' des Hinweises beschränkt ist, weil sie daran
gebunden ist, dass das zu Definierende als bekannt vorausgesetzt werden kann und weil sie noch
nicht verallgemeinert: Sie verweist auf eine konkrete, nicht auf alle denkbaren Ausformungen des
zu Definierenden.
Der nächste Schritt ist – in fließendem Übergang –
-
-
-
-
die paradigmatische (beispielhafte) Definition,
z.B.: ein Held ist jemand wie Arnold Schwarzenegger (!?)
Auch paradigmatische Definitionen sind allerdings mangels ausreichender Verallgemeinerung
zumeist nicht eindeutig, ebenso
die operationale Definition, d.h. die Definition über einen konkret messbaren
Sachverhalt.
z.B.: vertrauenswürdige Personen sind solche, denen man ohne Sorgen Geld borgen kann
während hinweisende und paradigmatische Definitionen auf Substantielles zielen, sind
operationale Definitionen die dazu analogen (konkret-beispielhaften) funktionalen
Begriffsbestimmungen.
Eindeutige Definitionen können
aufzählend (Die Bundesländer von Österreich sind Wien, Niederösterreich,...) → z.B
Indexerstellung im Rechtswesen,
oder analytisch (durch Festlegung der notwendigen und hinreichenden Merkmale) erfolgen.
Aufzählende Definitionen haben das Problem, dass sie kein Gemeinsames all der Teile bestimmen,
die dann das Ganze ausmachen – wenn die Aufzählung unvollständig ist (oder verschiedene
Abstraktionsebenen mischt: Österreich besteht aus Wien, Niederösterreich, St. Pölten und der
Donau) sind sie ungeeignet.
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Analytische Definitionen sind namensgebend für den Vorgang des De-finierens (über die Grenzen
bestimmen). Sie erfolgen idealtypisch durch Angabe eines allgemeinen (einordnenden) und eines
spezifischen (unterscheidenden) Merkmals.
z. B.: der Mensch als 'animal rationale' (denkendes Tier)
Definitionen sind noch keine Argumente, sie können solche daher auch nicht ersetzen.
Eine Definition ist eine Namensgebung, eine Setzung, d.h. eine Aussage ohne Begründung und
kann nicht als wahr oder falsch erwiesen, sondern bloß akzeptiert oder als unbrauchbar
zurückgewiesen werden. Definitionen sind der Argumentation vorausgesetzt.
Eine Definition ist brauchbar, wenn sie
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-
-
-
-
-
-
-
-
-
exakt (genau, eindeutig) ist. Das ist sie dann, wenn sie
widerspruchsfrei ist,
nicht zirkulär ist
z.B. Erziehungswissenschaft ist die Wissenschaft von der Erziehung),
verständlich
und nicht wertend formuliert wird (Definition ist die Benennung eines
Sachverhaltes, daher deskriptiv, der Argumentation vorausgesetzt, wertend heißt
urteilend, heißt begründungspflichtig).
und Bedeutungsfeld sowie Geltungsbereich des definierten Begriffs genau
umreißt.
z.B.: Die Definition 'Ein Hund ist ein fleischfressendes Säugetier' ist zu weit gewählt, weil sie auch
viele Nicht-Hunde einschließt; die Definition 'Ein Hund ist ein fleischfressendes Säugetier mit
braunem Fell' schließt nicht alle Hunde mit ein (dafür andere Tiere).
dem Kontext, in dem sie steht, angemessen ist; d.h.
dass diejenigen Begriffe definiert werden, deren Klärung für das Verständnis
des Arguments wesentlich ist,
dass die festgelegte Bedeutung eines Wortes auch die ist, die im Weiteren
verwendet wird und
dass die Definition in Inhalt und Form auf Inhalt und Form des Kontextes
abgestimmt ist.
z.B. wird in naturwissenschaftlicher Argumentation die Definition: 'Natur ist all das, was Gott in
sieben Tagen erschaffen hat', kaum brauchbar sein.
24
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Beurteilungskriterien einer Aussage
Bei eindeutigen Begriffen und eindeutigen Aussagen können wir die Wahrheit dieser Aussage
begründen/beurteilen. Die Kriterien dafür kennen wir bereits, die liefern uns unsere
Wahrheitstheorien: '
Theorietyp
Bedeutung
Kriterium
• Korrespondenztheorien → Übereinstimmung mit der Wirklichkeit Evidenz
Bewährung
Objektivität
• Kohärenztheorien → Übereinstimmung mit anderen Aussagen
Gültigkeit
(Widerspruchsfreiheit,
Angemessenheit,..)
einfache Erklärung
• Konsenstheorien → Übereinstimmung mit anderen Personen
Akzeptanz
(Einigung)
Argumente
Damit haben nun eine Aussage, die wir auf ihre Wahrheit überprüfen können. Derart gewinnen wir
aber noch keine neue Wahrheitsaussage.
Die gewinnen wir durch neue Kontexte – indem wir mehrere Aussagen aufeinander beziehen.
Damit haben wir ein Argument
Was ist ein Argument?
Ein Argument ist aus Perpektive der Logik eine Folge von Aussagen, von denen einige -
die Prämissen - als Belege bzw. Gründe für die Wahrheit einer weiteren Aussage - der
Konklusion - angegeben werden. Derart können wir Aussagen (die Schlüsse) als wahr
annehmen, ohne sie eigens an der Wirklichkeit überprüfen zu müssen.
Ein Satz allein ist noch kein Argument und ist noch nicht wissenschaftlich. Ein Argument besteht
somit (wie auch eine wissenschaftliche Arbeit insgesamt) aus Prämissen, eventuell folgernden
Zwischenschritten und der Konklusion.
Prämisse:
Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte.
Prämisse:
Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings.
Prämisse:
Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar.
Zwischenschritt: Daher kann man (nicht) bewusst erziehen.
Konklusion: Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen Anspruches.
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Diese Grundstruktur eines Argumentes ist prinzipiell ident mit der Struktur einer
wissenschaftlichen Arbeit – diese ist formal gesehen ein um einiges komplexeres Argument.
Wir sprechen daher – um es noch einmal zu erwähnen - bei Argumentation immer auch davon,
wie man zulässig wissenschaftlich arbeitet.
deduktive und induktive Argumentation
Argumentation setzt Aussagen zueinander in Beziehung bzw. verknüpft sie, um derart
aus wahren Prämissen eine wahre Konklusion zu gewinnen. Dabei werden zwei
Argumentationswege unterschieden, die auch zwei grundlegenden Denkmethoden in der
Wissenschaft entsprechen: deduktive und induktive Vorgehensweise.
Wir haben als Grundstrukturen der Wissenschaft bereits Wahrheitsaussagen (theorien und Daten)
sowie Verfahrensweisen (Methoden) kennengelernt. Mit Hilfe von Methoden gewinne ich aus
Theorien Daten und umgekehrt. Ich bewege mich deduktiv vom Allgemeinen zum Besonderen
oder induktiv vom Besonderen zum Allgemeinen - zumeist im Zirkel der Rechtfertigung, Prüfung.
D.h. Deduktion und Induktion ergänzen einander als Gegenbewegungen: Induktiv gewonnene
Gesetze werden durch korrekt abgeleitete Sachverhalte geprüft und umgekehrt.
Die Wahrheit der Konklusion kann auch bei wahren Prämissen und gültiger Argumentation nur
dann sichergestellt werden, wenn aus allgemeinen Prämissen (Gesetzen, etc.) ein
Besonderes (ein Einzelfall, etc) abgeleitet wird, d.h. bei deduktiven Argumenten. Der
umgekehrte Fall des induktiven Arguments entspricht einem Schluss vom Besonderen auf
ein Allgemeines. Hier kann die Wahrheit der Konklusion nur glaubhaft (wahrscheinlich) gemacht
werden.
z.B.: Wenn jeden Tag die Sonne im Osten aufgeht, tut sie das sicher auch morgen.
Wenn aber kein Mensch bekannt ist, der 200 Jahre alt wurde, kann das dennoch geschehen.
z.B: Newtons induktiv gewonnene Gesetze, die über Jahrhunderte bewährt waren, zeigten sich in
Extrembereichen (Makro- und Mikro) als nicht mehr brauchbar.
26
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Kurze Gegenüberstellung von deduktiver und induktiver Argumentation:
27
deduktive Argumentation
•
Deduktion ist die Ableitung des
Besonderen aus dem Allgemeinen. Von
diesem Kennzeichen leitet sich auch die
Bezeichnung ab (deducere – herabführen).
•
dA sind gültig oder nicht: Die Wahrheit
der Konklusion bei wahren Prämissen und
gültiger Argumentation ist zwingend.
Konsequenzen:
•
dA stimmen immer oder sie stimmen nicht
– Aussagen auch im Einzelfall sind zwingend.
Bsp: Wenn Frauen 2 x-Chromosomen haben und
Männer 1 x und 1 y-Chromosom, dann ist das in
jedem Einzelfall so.
•
dA sind rein formal nachprüfbar, weil
zwingend – sie sind inhaltsunabhängig.
Konsequenzen für das Vorgehen:
dA sind formale Ableitungsverfahren – ich
brauche den Inhalten im Argumentationsgang
keine besondere Beachtung zu schenken, wenn
ich formal stimmig vorgehe.
Methodischer Aufwand liegt im
Prämissenbeleg (falls nicht bewährte Gesetze,
sind Aussagen mit hohem Allgemeinheitsgrad
schwer nachweisbar)
Ziel: Problemlösung/Konkretisierung
prototypische Vorgehensweisen:
mathematische Deduktionen (Formel einsetzen)
Logik
Probleme:
•
implizite Prämissen
•
logische Fehler
o
Umkehrschlüsse
o
Zirkelschlüsse
o
etc
induktive Argumentation
•
Von Induktion spricht man bei einem
Vorgehen von einem Besonderen hin zu
einem Allgemeinen.
•
iA sind mehr oder weniger stark/schwach:
Die Schlussfolgerung ist auch bei wahren
Prämissen und überzeugender
Argumentation lediglich wahrscheinlich.
Konsequenzen:
•
iA sind auch bei höchster Wahrscheinlichkeit
im Einzelfall nicht zwingend.
Bsp: Wenn Frauen besser Autofahren als Männer,
heißt das im konkreten Vergleich einer Frau und
eines Manns gar nichts – bei Statistik geht noch
dazu Wahrscheinlichkeit auf Zufalligkeit nicht auf
Eintreten.
•
iA sind inhaltsabhängig –die Wahrheit der
Konklusion kann nicht mehr allein auf
Grund der formalen Gültigkeit eines
Argumentes behauptet werden.
Konsequenzen für das Vorgehen:
Damit wird eine grundlegend andere
Vorgehensweise als bei deduktiver
Argumentation notwendig. Die induktive
Argumentation hat die Wahrheit ihrer
Konklusion glaubhaft zu machen und muss sich
dafür der inhaltlichen Ebene ihrer Aussagen und
ihrer Bedeutung zuwenden.
Methodischer Aufwand in Recherche und im
Ausschluss denkbarer
Verallgemeinerungsalternativen
Ziel: Theoriebildung
prototypische Vorgehensweisen:
Hypothesenbildung
Statistik
Probleme:
•
Argumentationsschwächen
o
Missachtung der Relevanz
o
voreilige Generalisationen
o
Bewertung induktiver Schlüsse
nach deduktiven Standards
o
Missachtung des
Geltungsbereichs
o
voreilige Ursache-Wirkungs-
Annahmenetc
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deduktive Argumentation
Die deduktive Argumentation stellt den Kernbereich der Argumentationslogik dar, da in
ihr die logischen Verknüpfungsregeln bereits die Gültigkeit des Arguments sichern.
Ein deduktives Argument ist gültig, wenn (und nur wenn) es logisch unmöglich ist, dass
die Prämissen wahr sind und die Konklusion unwahr ist. Die Gültigkeit eines
Argumentes ist somit nicht mit seiner Wahrheit gleichzusetzen. Deduktive Logik stellt bloß
Verfahrensregeln auf, die Wahrheit eines Arguments hängt von der Wahrheit der Prämissen ab.
Ein Begriff kann eindeutig und passend, aber nicht wahr oder falsch sein.
Eine Aussage für sich alleine kann eindeutig und wahr oder falsch, aber nicht gültig sein.
Bei
wahren
Prämissen
und
gültigem
Argument
ist
die
Konklusion
wahr.
Auch bei unwahren Prämissen und/oder ungültigem Argument kann die Konklusion wahr sein; bei
unwahren Prämissen und unwahrer Konklusion kann das Argument dennoch gültig sein.
Bei gültiger Argumentation und wahren Prämissen spricht man von wahren oder zuverlässigen
Argumenten. Die Konklusion muss dann wahr sein.
Deduktive Argumente sind also durch zwei Merkmale bestimmt:
-
-
-
-
der Ableitungen des Besonderen aus dem Allgemeinen. Von diesem Kennzeichen leitet
sich auch die Bezeichnung ab (deducere – herabführen).
der zwingenden Wahrheit der Konklusion bei wahren Prämissen und gültiger
Argumentation. Dieses Merkmal wird zumeist zur Definition von deduktiven Argumenten
herangezogen und der bloßen Wahrscheinlichkeit gegenübergestellt, die induktive Argumente für
sich beanspruchen können.
Funktion der Argumentationslogik
Gemeinsam ist allen logischen Systemen deduktiver Argumentation, dass sie sich nicht
als Anleitung für richtige, geschweige denn für überzeugende deduktive Argumentation
eignen. Das hat seinen Grund vor allem darin, dass sie rein formal sind, d.h. sich nicht mit den
Inhalten der Argumentation beschäftigen und den Sinn der Argumentation nicht erfassen. Sie
können daher nicht festlegen,
welche Aussagen auf welche Weise miteinander zu verknüpfen sind, um dem Sinn, der
Intention des Arguments am besten gerecht zu werden.
welche Prämissen und Konklusionen wahr sind bzw. wie wahre Prämissen und
Konklusionen aufgefunden werden können.
28
Page 29
- welche Aussagen evident, d.h. offensichtlich wahr sind und daher in der
Argumentation weggelassen werden können. Derartige unvollständige Argumente, in denen
'selbstverständliche' Prämissen oder Konklusionen fehlen, werden Enthymeme genannt. Sie sind
auch in der wissenschaftlichen Argumentation üblich, um nicht ins Uferlose abzugleiten und den
Fortgang des Arguments in den Vordergrund zu stellen. Genaugenommen existieren kaum
Argumente, in denen nicht Prämissen, die zum Verständnis notwendig sind,
stillschweigend vorausgesetzt werden.
z.B.: Österreichs Politiker sollen von Einzelinteressen unabhängig sein.
Daher muss der Staat ihren Wahlkampf zahlen.
implizit: Die Politiker betreiben im Wahlkampf viel Werbung.
Die Werbung kostet viel Geld.
Wenn der Staat nicht zahlt, suchen die Politiker private Sponsoren.
Diesen Sponsoren sind sie dann verpflichtet.
Es geschieht jedoch häufig (wie vielleicht in diesem Beispiel), dass man Prämissen weglässt, die
man für selbstverständlich erachtet, während sie für den Leser problematisch erscheinen. Durch
derartige implizite (unausgesprochene) Prämissen kann es schwer werden, der Argumentation
zu folgen und es kann vorkommen, dass man sich selbst über den Ursprung des eigenen
Standpunktes nicht klar wird, wenn man sich nicht bewusst die Denkvoraussetzungen der
Argumente überlegt. Hier zeigt sich auch, dass sich geübte Logiker beim Finden und Strukturieren
von Argumenten natürlich immer noch leichter tun.
Der Wert der Argumentationslogik liegt aber vor allem in ihrem kritischen Potential, d.h.
hier in der Möglichkeit der Rekonstruktion, Analyse und formalen Beurteilung von Argumenten.
Deduktive Verfahrensweisen
Aus dem (schulischen) Alltag bekannt sind mathematische Deduktionen – wie das klassische
'Formel einsetzen'.
Als logische Verfahren wichtig sind
kategoriale Syllogismen (siehe Arbeitsblatt)
In ihren Grundformen, den kategorialen Syllogismen, geht die deduktive Argumentationslogik auf
Aristoteles zurück. Dabei werden zunächst Aussagen in vier Kategorien von Subjekt (S)-Prädikat
(P)-Aussagen überführt:
Alle S sind P
(universell positiv)
Kein S ist P
(universell negativ)
Einige (=mindestens ein) S sind P
(teilweise positiv)
Einige S sind nicht P
(teilweise negativ)
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Ein Syllogismus selbst ist ein stark formalisiertes Argument, das aus drei kategorialen Aussagen
(Haupt- und Nebenprämisse sowie Konklusion) besteht und genau drei verschiedene Terme
beinhaltet. Jeder Term kommt im Syllogismus zweimal vor, jedoch nicht in der selben Aussage.
Alle Säugetiere sind Tiere
Alle Menschen sind Säugetiere
Alle Menschen sind Tiere
Bei den Syllogismen steht der Gültigkeitsstatus fest. Deshalb und aufgrund ihres hohen
Formalisierungsgrades werden Syllogismen immer noch zur Prüfung der Gültigkeit eines
Argumentes verwendet. Sie erfassen jedoch nicht alle logisch gültigen Schlüsse und stehen in
ihrem mathematisch orientierten Aufbau der argumentativen Logik im Vergleich zur sprachlich
orientierten modernen Logik - der Aussagen- und der Prädikatenlogik - eher fern. Die
Aussagenlogik behandelt die Verknüpfung von Aussagen, die Prädikatenlogik darüber hinaus das
Verhältnis von Prädikaten (Sachverhalten, Gegenständen der Aussage) zueinander. Die
wichtigsten logischen Beziehungen sind folgende (in der Sprache der Aussagenlogik).
Verknüpfungsformen von Aussagen (Aussagenlogik)
-
-
In einer Konjunktion werden Aussagen mit 'und' verknüpft. Auch Worte wie sowie, auch,
aber, obwohl (bei Negationen) zeigen eine Konjunktion an und lassen sich als und behandeln. Eine
Konjunktion ist wahr, wenn alle Aussagen wahr sind.
Eine Disjunktion verknüpft Aussagen mit einem 'oder'. Dieses oder ist ein einschließendes,
d.h. die Disjunktion ist wahr, wenn mindestens eine der Aussagen wahr ist. Das ausschließende
oder (entweder – oder) ist logisch betrachtet eine zusätzliche Konjunktion mit einer Negation.
(Wie auch etwa bei Bedingungen ist wesentlich, den Unterschied zwischen logischer und
umgangssprachlicher Bedeutung eins Begriffes zu unterscheiden).
Wesentlich ist der Unterschied zwischen Kon- und Disjunktion vor allem auch in Hinsicht auf den
Argumentationsaufwand: Bei Konjunktionen müssen alle Prämissen stimmen, damit das Argument
wahr ist, bei Disjunktionen nur eine. Dafür können Sie mit Konjunktionen einen stärkeren
Anspruch vertreten.
z.B.: Wenn Sie behaupten wollen, dass in der Schule neben Frontalunterricht etwa auch 'offene'
Lernformen ihre Berechtigung haben, ist das logisch gesehen eine Disjunktion: Sie sollten
zeigen, dass Offenes Lernen in einem der wesentlichen Kriterien des Unterrichts dem
Frontalunterricht überlegen (oder zumindest gleichwertig) ist.
Wollen Sie noch mehr behaupten, nämlich dass Offenes Lernen überhaupt besser ist und
Frontalunterricht ersetzen sollte, ist das eine Konjunktion: Dann müssen alle Kriterien besser
sein (wenn diese als unabhängige nicht gegengerechnet werden können). Abgesehen vom
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Aufwand, die Überlegenheit in allen Aspekten zu zeigen, müssen Sie diese alle überhaupt
einmal identifizieren (Induktion: Sie können nie sicher sein, alle Aspekte identifiziert zu haben
– und selbst wenn kann morgen ein neuer Aspekt wichtig werden)
Der Kritiker hat die umgekehrte Aufgabe: Der Disjunktion muss er mit Nachweis einer
Konjunktion entgegnen (Offenes Lernen ist in allen Aspekten nicht gleichwertig), der
Konjunktion nur mit einer negativen Disjunktion (in diesem Aspekt ist eine Überlegenheit des
Offenen Lernen nicht nachweisbar.
Überlegen Sie daher, ob Sie einem kritisierten Standpunkt wirklich alles 'an den Kopf
schmeißen wollen, was Ihnen einfällt – und was Sie behaupten müssen, um das zu zeigen,
was Ihnen wirklich wichtig ist. Je weniger Sie behaupten, umso weniger Arbeit haben Sie und
umso schwerer sind Sie zu widerlegen.
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Eine Bedingung verknüpft Aussagen mit 'wenn, dann'. Sie ist nur dann unwahr, wenn die
erste Aussage (die Vorbedingung) wahr und die zweite Aussage (die Konsequenz) unwahr ist.
Dabei sind drei Formen der Bedingung unterscheidbar: die hinreichende (immer wenn), die
notwendige (nur wenn) und die hinreichende und notwendige (immer und nur wenn).
Überlegen Sie wieder, welchen Argumentationsaufwand Sie treiben wollen: Hinreichende
Bedingungen sind leichter zu zeigen als notwendige.
Beziehungsformen zwischen Aussagen (Prädikatenlogik)
Konsistenz: Zwei Aussagen sind logisch inkonsistent, wenn und nur wenn es keine Bedingung
gibt, unter welchen beide wahr sein können, d.h. wenn sie Gegenteile oder Widersprüche
darstellen.
Widerspruch: Zwei Aussagen stehen im Widerspruch, wenn es (unter gleichen Bedingungen)
nicht möglich ist, dass beide wahr oder beide unwahr sind.
z.B.:
Alle Kinder brauchen Grenzen.
↔
Es gibt Kinder, die sich am besten entwickeln, wenn sie immer tun dürfen, was
sie wollen .
Gegenteil: Zwei Aussagen sind Gegenteile, wenn es (unter gleichen Bedingungen) nicht
möglich ist, dass beide wahr sind, aber beide unwahr sein können.
z.B.:
Alle Kinder brauchen Grenzen.
↔
Alle Kinder sollten immer tun, was sie wollen.
Sie sehen wieder: Ein Gegenteil ist weit anspruchvoller nachzuweisen, als bloß ein
Widerspruch.
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Implikation: Eine Aussage A impliziert eine Aussage B, wenn es (unter gleichen
Bedingungen) nicht möglich ist, dass A wahr und B unwahr ist.
Äquivalenz: Zwei Aussagen sind logisch äquivalent, wenn sie sich gegenseitig implizieren.
Unabhängigkeit: Zwei Aussagen sind logisch unabhängig, wenn sie in keiner logischen
Beziehung stehen, d.h. eines das andere weder in Position noch in Negation impliziert:
Syllogistik, Aussagenlogik und Prädikatenlogik stellen - wie auch die Mengentheorie
(z.B.: Venn-Diagramme) - nicht unterschiedliche logische Bereiche, sondern
verschiedene logische Systeme mit unterschiedlichem Erfassungsbereich dar. So lassen
sich etwa alle Syllogismen und alle Schlüsse der Aussagenlogik auch in der Prädikatenlogik und in
der Mengentheorie darstellen, aber nicht alle Schlüsse der Prädikatenlogik lassen sich als
Syllogismus formulieren. Die Modallogik erfasst zusätzlich zu diesen Schlüssen in der
Wirklichkeitsform noch Aussagen in der Möglichkeits und Notwendigkeitsform.
die Analyse von Argumentationen
dient vor allem
der Identifikation von Argumentationsstrukturen: Wie sind die einzelnen Argumente
aufgebaut? Was ist die Hauptkonklusion? Was ist die Basisprämisse? Welche sind die zentralen
Begriffe? In welchen Bedeutungen werden sie verwendet? Welche Argumentbestandteile fehlen?
Häufig verwendet werden etwa Venn-Diagramme zur Darstellung von Syllogismen: In Venn-
Diagrammen werden alle Bedeutungsmöglichkeiten kategorialer Aussagen und ihrer
Verknüpfungen als Mengen dargestellt.
Alle S sind P
S = P
S P
Kein S ist P
S
P
Einige S sind P
S = P
S P
P S
S P
Einige S sind nicht P
S
P
S P
P S
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z.B. Einige Freunde sind Studenten
Einige Studenten sind Tutoren
F S O
Einige Freunde sind Tutoren
Ein Schluss ist nur gültig, wenn er zwingend ist. Die Graphik zeigt, dass Fälle aufzeigbar ist, in
denen dieser Schluss nicht stimmt. Er ist somit nicht gültig.
Baumdiagramme dienen zur Darstellung komplexer Argumente
1. Prämisse:
Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte.
1+2+3 2. Prämisse:
Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings.
3. Prämisse:
Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar.
↓4
Zwischenschritt: Daher kann man (nicht) bewusst erziehen
+A↓
impliziter Zwischenschritt: Daher ist der Anspruch der Pädagogik nicht erfüllbar.
5
Konklusion: Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen Anspruchs.
- der Beurteilung der Gültigkeit: Wenn die Argumentationslogik auch nicht sagen kann, was
ein wahres Argument ist, so kann sie zumindest feststellen, ob es gültig ist, d.h. ob der
vertretene Standpunkt ein begründeter ist, mag er wahr sein oder nicht. Es kann auch
Sinn machen, gültige, unwahre Argumente aufzustellen, um zu festzustellen, wo Handlungsbedarf
besteht – welche Prämisse wahr gemacht werden muss.
Darüber hinaus bietet die Logik eine Sammlung von bekannten formellen
Argumentationsfehlern, die immer wieder auftreten.
z.B.: Wenn A dann B
Wenn es regnet, ist die Straße nass.
B
Die Straße ist nass.
A
Es hat geregnet.
Wenn A dann B
Wenn die Sonne untergegangen ist, ist es dunkel.
nicht B
Es ist nicht dunkel.
nicht A
Die Sonne ist nicht untergegangen.
Beide Beispiele - die 'Bejahung des Konsequens' und die 'Verneinung des Antezedens' - beruhen
auf fehlerhafter Unterscheidung von hinreichender und notwendiger Bedingung. Analog dazu
treten häufig Fehler in der Unterscheidung von einschließender und ausschließender Disjunktion
auf:
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A oder B
Fritz oder Josef hilft mir.
A
Fritz hilft mir.
nicht B
Josef hilft mir nicht.
Zirkelschlüsse sind Argumente, bei denen die Aussage der Konklusion bereits in einer
Prämisse enthalten oder in ihr vorausgesetzt ist. Im Grunde sind Zirkelschlüsse keine
formellen Fehler, sondern Vortäuschungen eines Arguments:
Meine Frau sagt, sie liebt mich.
Sie würde niemand anlügen, den sie liebt.
Daher liebt sie mich wirklich.
induktive Argumentation
Von Induktion spricht man bei einem Vorgehen von einem Besonderen hin zu einem
Allgemeinen. Induktive Argumente sind jedoch eindeutiger dadurch gekennzeichnet, dass bei
ihnen die Wahrheit der Prämissen die Wahrheit der Konklusionen nicht sicherstellen kann.
Wie die deduktive Argumentation verknüpft induktives Schließen möglichst eindeutige Aussagen
(auf Basis definierter Begriffe), um die Wahrheit seiner Schlussfolgerungen zu begründen.
Induktive Argumentation hebt die Regeln deduktiver Logik nicht auf oder ignoriert sie, sondern
geht über sie hinaus, d.h. sie agiert in Bereichen, in denen (auch unter der Bedingung wahrer
Prämissen) die Wahrheit der Konklusion nicht mehr allein auf Grund der formalen
Gültigkeit eines Argumentes behauptet werden kann.
In Kasachstan gibt es zehn Menschen, die älter als 160 Jahre sind.
In keinem anderen Staat gibt es Menschen über 160.
Der älteste Mensch der Welt lebt in Kasachstan.
(deduktiv)
Morgen wird der älteste Mensch der Welt in Kasachstan leben.
(induktiv)
Prognosen, also Aussagen über die Zukunft sind immer induktiv, weil unsicher. Logisch gesehen
beinhalten Sie eine abschließende implizite generalisierende Prämisse (Alles bleibt konstant).
die Vorgehensweise bei induktiver Argumentation
Damit wird aber eine grundlegend andere Vorgehensweise als bei deduktiver
Argumentation notwendig. Die induktive Argumentation hat die Wahrheit ihrer Konklusion
glaubhaft zu machen und muss sich dafür der inhaltlichen Ebene ihrer Aussagen und ihrer
Bedeutung zuwenden.
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Für induktive Argumentation ist es wesentlich, zunächst umfassend Informationen einzuholen, den
Theoriehintergrund zu klären und Daten zu sammeln, um
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einerseits möglichst fundierte Prämissen für die Konklusion zu formulieren,
andererseits mögliche alternative Schlussfolgerungen in Betracht zu ziehen und bezüglich
ihrer Glaubhaftigkeit gegenüber der eigenen Konklusion abzuwägen
und so das Risiko, das in jeder Wahrscheinlichkeitsannahme liegt, zu minimieren.
Die Konstruktion und Bewertung induktiver Argumente beruht wesentlich darauf, die geeignetsten
auffindbaren Prämissen und, daraus schlussfolgernd, die geeignetste Konklusion anzugeben, um
die Wahrheit des darin behaupteten Sachverhaltes zu begründen. Dieser Vorgang entspricht dem
der Hypothesenbildung in induktiven wissenschaftlichen Verfahren. Eine induktive
Konklusion ist als Hypothese anzusehen, d.h. als eine verallgemeinernde Annahme über
einfache Sachverhalte (Einzelhypothese) oder zugrundeliegende Gesetzmäßigkeiten
(Gesetzeshypothese), die durch Beobachtung (aus Daten, vom Besonderen ausgehend)
gewonnen wird. Eine Hypothese steht unter der Bedingung der Wahrscheinlichkeit, ihre
Prüfung steht noch aus.
Das hat auch Auswirkungen auf Deduktion und Induktion als Beweisverfahren. Konnte bislang
eine methodische Überlegenheit der Deduktion behauptet werden, die aus wahren Prämissen
wahre Konklusionen sicherstellen kann, zeigen sich nun methodische Vorteile der Induktion, was
die Wahrheit der Prämissen angeht: Während Induktion von glaubhaften (und etwa experimentell
nachvollziehbaren) Beobachtungssätzen ausgeht, sind Axiome, das sind die zumeist
hochabstrakten Anfangssätze (Gesetze) einer deduktiven Argumentationskette, zunächst bloß als
spekulative Behauptungen zu werten, die nicht verifizierbar (als wahr bestätigbar) sind.
Deduktiv orientierte Disziplinen wie die Naturwissenschaften arbeiten daher in der Regel auch mit
zweistufigen Verfahren, bei denen zunächst aus Gesetzen deduktiv Hypothesen über
Sachverhalte abgeleitet werden, die danach induktiv überprüft werden (wie in der
Mathematik die deduktive Ableitung und das spiegelbildliche Beweisverfahren in regressiver
Deduktion) Spiegelbildlich verläuft der Vorgang des 'Findens' und Überprüfens von
Gesetzmäßigkeiten.
die Stärke von induktiven Argumenten
Die induktive Wahrscheinlichkeit oder Stärke bildet das Gütekriterium induktiver
Argumente. Ein Argument ist stark, wenn es hoch wahrscheinlich ist, dass bei wahren
Prämissen die Konklusion auch wahr ist. Wie die Gültigkeit als Kriterium deduktiver
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Argumente hängt sie jedoch nicht von der tatsächlichen Wahrheit der Konklusion ab. Ein
Argument kann auch stark sein, wenn Prämissen und Konklusion unwahr sind.
Im Unterschied zur Gültigkeit ist Stärke kein diskretes Kriterium. Argumente sind nicht entweder
stark oder nicht stark, ihre Einschätzung erfolgt fließend nach nicht objektivierbaren Maßstäben
abhängig vom jeweiligen Argumentationskontext. Näherungsweise spricht man von
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-
akzeptablen Argumenten, wenn die Konklusion glaubhaft gemacht wird,
nicht akzeptablen, wenn mindestens so starke Argumente gegen die Konklusion sprechen
und
fragwürdigen, wenn die Konklusion wenig überzeugt, aber auch keine starken
Gegenargumente vorliegen.
Die Vielfalt möglicher Gründe und Belege für ein glaubhaftes induktives Argument zeigt etwa
die Bestimmung des Schlüsselbegriffes 'Wahrscheinlichkeit' durch Helmut Seiffert:
"Wahrscheinlichkeit (zu wahrscheinlich, eigentlich Lehnübersetzung von lat. veri similis 'dem
Wahren ähnlich'; in der Wissenschaftstheorie jedoch eher als Entsprechung zu probabilis 'erprobt,
tauglich, glaublich, wahrscheinlich'; probabilitas 'Wahrscheinlichkeit, Glaubhaftigkeit')." (Seiffert
1997, S. 187)
Die Spannbreite der angegebenen Gründe für die Glaubhaftigkeit induktiver Argumente reicht
dementsprechend (bei zunehmender Stärke der Argumentation) von
Aussagen, die an die rhetorische Tradition des 'überzeugenden' Arguments anknüpfen
(etwa durch Analogiebildung, Verweis auf den Mangel an Alternativen oder die Autorität eines
angeführten Vertreters des jeweiligen Standpunktes)
in fließenden Übergangen etwa über
den Verweis auf die naiv (wissenschaftlich ungeprüfte) formulierte Behauptung der
Wahrscheinlichkeit einer Konklusion,
die Evidenz (offensichtliche Wahrheit) einer Schlussfolgerung und
den Beleg der erprobten Tauglichkeit eines gefolgerten Standpunktes (Newton)
hin zu Verfahren, die sich in Formalisierungsgrad und Gültigkeitsanspruch der deduktiven
Logik möglichst annähern, wie es etwa bei so genannten statistischen Syllogismen der Fall ist.
Relevanz induktiver Argumente
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Unter Relevanz wird hier das Ausmaß verstanden, in dem die Wahrheit einer Aussage
geeignet ist, die Wahrheit der Konklusion zu stützen. Unter Beachtung der Relevanz einer
Prämisse können Aussagen mit fragwürdigem Wahrheitsanspruch die Wahrheit einer Konklusion
ebenso wahrscheinlich machen wie andere in sich gut abgesicherte.
So hat in einer Interpretation bildungspolitischer Überlegungen der 80er eine überlieferte Aussage
des Ministers Sinowatz immer noch mehr Relevanz als eine breit angelegte Befragung von
Pädagogik-Studenten, wenn es darum geht, damalige Intentionen aufzuzeigen. Geht es um eine
Bewertung der Überlegungen, ist das schon weit weniger eindeutig.
Die Eignung eines bestimmten Typs von Gründen kann daher nicht unabhängig von dem zu
Begründenden, d.h. von der Aussage der Konklusion beurteilt werden.
Induktive Verfahrensweisen
statistische Verfahren
Ein statistischer Syllogismus ist ein Argument, bei dem eine statistische
Wahrscheinlichkeitsaussage über eine Gruppe von Gegenständen /Sachverhalten als
Prämisse für eine Konklusion über einen Teil dieser Gruppe verwendet wird.
Die meisten Österreicher über neunzehn sind wahlberechtigt.
Kurt ist ein zweiundzwanzigjähriger Österreicher.
Kurt ist wahlberechtigt.
Statistische Syllogismen folgen in Form und Argumentationsweg (vom Allgemeinen zum
Besonderen) den kategorialen Syllogismen, wobei die angegebene Wahrscheinlichkeit den
Platz der kategorialen Quantoren (alle, kein, einige) einnimmt. Die Stärke des Arguments hängt
von der Genauigkeit, der Aussagekraft und der Höhe der angegebenen Wahrscheinlichkeit ab. Bei
einer Wahrscheinlichkeit von 100% (etwa im Falle einer vollständigen Induktion) erfüllt das
Argument die Bedingungen eines kategorialen Syllogismus, wird somit zum deduktiven Schluss.
Aber auch bei generalisierenden Induktionen, d.h. solchen, deren Konklusion eine
Verallgemeinerung formuliert, zählen statistische Verfahren zu den meistverwendeten
Methoden der Prämissengenerierung. Das liegt nicht zuletzt an deren relativer Nähe zu
deduktiver Argumentation. Sie verfügen über
- ein formalisiertes Ermittlungsverfahren der Wahrscheinlichkeit, das sie weitgehend
unabhängig von den jeweiligen Inhalten macht. Die Interpretation von Glaubhaftigkeit etwa als
Auftretenswahrscheinlichkeit prognostizierter Sachverhalte erlaubt die Vernachlässigung der
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Frage, wie dieser Sachverhalt beschaffen sei, und verwandelt derart eine qualitative in eine
quantitative, inhaltsunabhängig behandelbare Problemstellung.
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ein Objektivierungskriterium der Glaubhaftigkeit, indem sie Wahrscheinlichkeit als
Verhältnis günstiger (d.h. die Hypothese stützender) zu möglichen Fällen definieren und in den
Signifikanzen diskrete Grenzen der Akzeptabilität (Glaubwürdigkeit) angeben, die eine eindeutige
Entscheidung zulassen, ob eine Hypothese zu akzeptieren oder zu verwerfen ist.
Die Höhe der verwendeten Signifikanzgrenzen – 95%, 99%, 99,9 % etc. – rückt zudem den
faktischen Umgang mit derart gestützen Hypothesen – etwa in der zuerkannten prognostischen
Aussagekraft - nahe an deduktive Standards.
Argumentationsschwächen
Bei induktiven Argumenten erscheint es sinnvoll, nicht von Fehler (die ein Argument ungültig
machen) zu sprechen, als vielmehr von Schwächen, d.h. von Vorgehensweisen, die die Stärke des
Arguments - gegebenenfalls bis hin zur völligen Entwertung - beeinträchtigen. Neben der eben
angesprochenen
Missachtung der Relevanz einer Prämisse
seien an häufig auftretenden Argumentationsschwächen genannt:
voreilige Generalisationen, wenn allgemeine Schlussfolgerungen aus insgesamt
fragwürdigen, unvollständigen, fehlerhaften, etc. Prämissen gezogen werden (etwa das Problem
nicht repräsentativer Stichproben bei statistischen Verfahren).
Bewertung induktiver Schlüsse nach deduktiven Standards, wenn etwa
Wahrscheinlichkeitsaussagen über der Signifikanzgrenze als Fakten referiert werden, die in jedem
Einzelfall gültig sind (z.B. Frauen fahren besser Auto als Männer).
Missachtung des Geltungsbereichs von Generalisationen (z.B. die Aussage 'Drogen
beeinträchtigen die Gesundheit' gilt nicht bei medizinischer Indikation des Drogenkonsums).
voreilige Ursache-Wirkungs-Annahmen (z.B. ein Mann, der nach einem Sturz hinkt, kann
hinken, weil er gestürzt ist, gestürzt sein, weil er hinkt, oder hinken und gestürzt sein).
Auch rhetorische Aspekte können die Aussagekraft eines Argumentes, sei es nun induktiv oder
deduktiv, beeinträchtigen. Dabei kann es sich um rhetorische Mängel oder um bewusste
rhetorische Vorgehensweisen auf Kosten der Begründungsstruktur eines Arguments handeln:
Unterdrückung von Evidenz meint die Herabwertung oder Ignoranz von Daten, die gegen
eine Konklusion sprechen.
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unangebrachte Analogien
mehrdeutige oder ungenaue Verwendung von Begriffen, die in verschiedenen Kontexten
Unterschiedliches meinen bzw. die mangelhafte Abgrenzung von Begriffen mit ähnlicher
Bedeutung beeinträchtigen die Konsistenz des Arguments und die Beurteilung der Wahrheit einer
Aussage. Mehrdeutige Begriffe bergen das Risiko unpassender Verwendungen.
z.B. können auch die vorgestellten Argumentationsfehler bei deduktiven Argumenten als
Verwendung von Begriffen in unterschiedlicher Bedeutung aufgefasst werden. (ein- und
ausschließendes oder).
Strukturierungs- und Explizierungsfehler
können die Nachvollziehbarkeit eines
Argumentes beeinträchtigen oder argumentative Schwächen verdecken (z.B. implizite Prämissen,
Abgrenzung der Prämissen von den Konklusionen).
Referentielle Argumentation, d.h. der Verweis auf eine Referenz, eine Autorität, ersetzt oft
in problematischer Weise die Begründung (vor allem in hierarchischen Bezugssystemen) und
bedarf selbst des Nachweises der Relevanz der angeführten Autorität.
So ist ein Zitat Freuds bei der Interpretation der Psychotherapie weit eher angebracht als der
Verweis auf religiöse Autoritäten oder auf Dienstvorschriften bei der Begründung der angewandten
Methode in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Die Behauptung, dass eine Meinung vorherrschend sei, eine Aussage den Sitten, Konventionen,
allgemeinen Gewohnheiten entspreche, sagt zunächst nichts über deren Wahrheit aus.
Der Verweis, dass man mit seinem Standpunkt in der Mitte zwischen zwei Extrempositionen liege,
legitimiert diesen Standpunkt nicht.
Argumente 'ad personam', also solche, die auf die argumentierende Person anstatt auf das
vorgebrachte Argument Bezug nehmen, sind illegitim (selbst Mörder können mit Gründen gegen
das Gewaltmonopol des Staates, gegen Polizei und Bundesheer, argumentieren). Der
argumentative Einsatz eigener Autorität oder Macht ist als Begründung eines Sachverhalts
illegitim.
Der Unterschied zu legitimer referentieller (verweisender) Argumentation liegt vor allem darin,
dass diese nicht bloß auf eine Autorität verweist, sondern auch auf die Quelle, in der man deren
Standpunkt auch in seinem Begründungsgang überprüfen kann. Diese Form der verweisenden
Argumentation reicht also die Begründungspflicht bloß an eine Autorität weiter, illegitime
referentielle Argumentation und Argumente ad personam ersetzen die Begründung durch Verweis
auf eine Autorität bzw. Bewertung der Person.
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Fragestunde / wissenschaftliches Arbeiten:
Im Anschluss einige der gern gestellten Fragen zum Thema wissenschaftliches Arbeiten. EIniges
davon werden wir nächste Lv noch einmal ansprechen. Vorsicht: Im Folgenden spreche ich über
wissenschaftliche Arbeiten insgesamt – bei so kurzen Arbeiten wie dieser werden Sie natürlich nur
einen Bruchteil des Aufwandes treiben, der beschrieben wird. DIe Grundschritte sollten aber die
selben sein.
Wie gestalten wir den Aufbau unserer Arbeit?
Allgemein: Behalten Sie im Auge, worum es bei einer wissenschaftlichen Arbeit geht
"Wahrer Glaube ergibt erst durch Aufweisen seiner Begründung Wissen" (Platon: Theatet 201d.
Nach: Follesdal 1988, S. 41)
Was heißt das?
Wir haben aus diesem Satz wissenschaftliches Arbeiten als begründendes Sprechen, als
Begründungsprozess abgeleitet:
Ich glaube etwas, habe eine Meinung
Ich beanspruche Wahrheit
Ich begründe daher
Wenn meine Begründung 'hält', kann ich von Wissen sprechen
Wir haben damit Wissenschaft als ein Sprechen über Wahrheit beschrieben. Damit rücken auch
die kommunikativen Aspekte einer Kommunikation ins Blickfeld: Was wir bislang vernachlässigt
haben, ist der Begriff 'Aufweisen' – der verweist auf die Aufgabe der Darstellung dieser
Begründung: Sie haben eine logische Aufgabe (ihre Meinung begründen) und eine rhetorische
Aufgabe (diese begründete Meinung einem Gegenüber darzustellen).
Logik: Welche Argumentation ist gültig (ars iudicandi)? In welcher Form ist ein Standpunkt zu
begründen oder zu belegen?
Rhetorik: Welche Argumentation ist überzeugend, wirksam (ars inveniendi)? Wie ist ein
Argument bzw. eine wissenschaftliche Position vorzubringen, darzustellen (explizieren,
zusammenfassen, strukturieren, etc.)?
Logik und Rhetorik werden oft als Gegensatz dargestellt – und sie folgen unterschiedlichen
immanenten Logiken - in manchen Bereichen sind allerdings die Übergänge fließend: zB Klarheit,
Struktur,... : Gültige Argumente gehören natürlich gerade in wissenschaftlicher Argumentation
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zum überzeugendsten, was es gibt – umgekehrt ist die Verständlichkeit und Lesbarkeit eines
Arguments Voraussetzung einer wissenschaftlichen Beurteilung.
Ein Grundprinzip einer wissenschaftliche Arbeit ist daher: Explizieren Sie Ihr Vorgehen – sie
schreiben nicht für sich, sondern für den Leser. Je klarer Sie Ihren Text 'erläuternd' begleiten,
klären, was Sie wann warum machen, umso eher kann der Leser Ihren Text angemessen
beurteilen! (Anmerkung: Eine wissenschaftliche Arbeit ist auch kein Überraschungspaket.
Widerstehen Sie der Versuchung, möglichst viele Überlegungen geheimzuhalten, um die Pointe in
den Ergebnissen herauszustreichen - Sie schwächen damit Ihre argumentative Stütze.)
Im Folgenden werden somit auch neben dem Kernbereich unserer Lv (dem Begründungsaspekt)
auch rhetorische Fragen (Vermittlungsaspekt) angesprochen. Ich spreche von Hinweisen, weil ich
nicht vorschreiben, sondern empfehlen will. Es kann immer Gründe geben (vor allem im
rhetorischen Bereich), den Empfehlungen und allgemeinen 'Faustregeln' nicht zu folgen. Aber das
sollte eben überlegt, nicht aus Unkenntnis erfolgen.
Beginnen wir mit der Oberfläche:
Die Frage nach dem Aufbau einer Arbeit zielt auf die Form, Strukturierung → Faustregel:
eher mehr als weniger Struktur – erleichtert das Lesen (Überschriften, Absätze, Einrückungen
etc.)
Welche Möglichkeiten haben wir, zu strukturieren, lesen zu erleichtern?
• das Deckblatt: auch für kürzere Arbeiten nützlich – es hilft dem Gegenüber, die Arbeit
schnell zuzuordnen. Meine Empfehlung:
o oben: veranstaltungsrelevante Daten (Lv-typ, -nummer, -titel, -datum, Lehrender,
evtl TutorIn)
o zentriert: Titel der Arbeit (Untertitel)
o unten: Verfasserdaten (Namen, Matrikelnr., Studienkennzahl, evtl. Kontaktadresse
etc.)
• Seitenzahlen – ab zwei Seiten hilfreich
• Kopf-, Fußzeilen: werden ab einem höheren Strukturierungsgrad nützlich (für unsere
Arbeiten nicht notwendig) – wenn, dann sinnvoll einsetzen: nicht mehr als je eine Zeile, Kopf- vor
Fußzeile einsetzen, wenn beide: oben eher dynamische Daten (Kapitel – Ausnahme: Seitenzahlen
in Analogie zu Büchern eher unten außen), unten statische (Angaben zur Arbeit: Titel, Verfasser
etc.) – Die Auswahl der Daten richtet sich immer nach den Prioritäten der Anforderungen.
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• Inhaltsverzeichnis → analog Kopfzeilen: ab einer gewissen Komplexität nützlich – für
unseren Umfang nicht notwendig. Prinzipiell ist es hilfreich, wenn Inhaltsverzeichnisse nicht nur
Kapiteltitel und –nummern sowie Seitenangaben transportieren, sondern auch in der Formatierung
die Struktur der Arbeit widerspiegeln.
Wie füllen wir jetzt diese Seiten, die im Inhaltsverzeichnis stehen?
Die Struktur/der Aufbau der Arbeit folgt in der Regel der Logik des Forschungs-
/Erarbeitungsprozesses, er spiegelt damit auch die Methode – dh. das eigene begründete
Vorgehen – wieder. Folgendes orientiert sich an längeren Arbeiten – für Seminare, Diplome etc.
Grundüberlegungen stimmen aber auch für Ihre Gruppenarbeit:
Ausgangspunkt des Arbeitens ist die Fragestellung, das Thema und das damit verknüpfte
Erkenntnisinteresse: Was will ich wissen? In welchem persönlichen und sachlichen
Bedeutungszusammenhang steht die Problemstellung?
Das Erkenntnisinteresse verdankt sich immer auch sachlich und persönlich
begründbaren Anregungen.
Selbst bei vorgegebenen Themen (wie bei Ihnen) werden in der konkreten Fragestellung,
Ausformung und Bearbeitung Entscheidungen getroffen werden, die nicht notwendig aus der
Sache begründbar sind. Der subjektive Anteil wird umso größer sein, je mehr Platz das Subjekt in
der betreffenden Fragestellung, im jeweiligen Paradigma insgesamt hat.
Wenn es im Erkenntnisinteresse einen subjektiven Anteil gibt und wenn man in der
Arbeit alles explizit machen soll, wo expliziert man persönliche Entscheidungen in einer
wissenschaftlichen Arbeit?
Möglichst im Vorwort, wenn man nicht darauf verzichten will (ist legitim, wenn die Entscheidungen
ohne die subjektiven Anteile nachvollziehbar sind).
Im Vorwort stehen subjektive Aspekte mit Bezug zur Arbeit – Erkenntnisinteresse, biographische
Bezüge auf das Thema, Erwähnenswertes in der Entstehung der Arbeit, Danksagungen an alle, die
unterstützt, angeregt haben,... etc.. Eine scharfe Grenze, was relevant für das Thema ist, gibt es
nicht – Faustregel: machen Sie nach Möglichkeit explizit, was der Leser für das Verständnis des
Textes benötigt – und überlegen Sie, was ohne die subjektiven Anteile nachvollziehbar ist.
In unserem Fall liegt es auf der Hand, den Gruppenprozess hier zu beschreiben (oder als
Nachwort – je nachdem, wie weit Sie darin Voraussetzungen der Arbeit – Gruppeneinigungen etc.
– thematisieren). Nicht empfehlen kann ich, Gruppenprozess und inhaltlichen Teil zu mischen:
Dabei besteht die Gefahr, auch im Text 'nacherzählend' statt argumentierend - zu schreiben.
Erzählen und argumentieren sind unterschiedliche Sprechweisen:
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2 Unterschiede:
1.Argumentation stellt einen expliziten Wahrheitsanspruch und
2. ist daher einem unabschließbaren Begründungsprozess unterworfen
Wo gehört sachliches Erkenntnisinteresse hin? → In die Einleitung.
Was sonst noch? → Alles, was erläuternd ist: Eine Zusammenschau der inhaltlichen und
methodischen Vorgehensweise (d.h. was man warum, wo und wann macht)
Einleitung: Hier thematisieren Sie alles, was dem Argumentationsbeginn voraus- / zugrundeliegt,
auch nicht explizit debattierte Prämissen und der Überblick, die Orientierung über das dann
Debattierte finden in der Einleitung Platz. Der Unterschied zum Vorwort liegt im Sachbezug der
Einleitung (sachliches Erkenntnisinteresse, Vorgaben an die Arbeit, Fragestellung,
Ausgangshypothese, Explikation der Vorgehensweise inhaltlich wie methodisch (= begründende,
nicht bloß empirische Beschreibung des Vorgehens), wissenschaftstheoretische Position, Schule,
Menschenbild, Wissenschaftsverständnis, Metatheorien, ...)
Der Übergang, was etwa an metatheoretischen Überlegungen in die Einleitung, was in den
Hauptteil kommt, ist fließend, es ist dies Teil der persönlichen Methode.
Faustregel:
Was Teil des Argumentationsganges ist oder bewusst thematisiert werden soll, wird im Hauptteil,
das dem Argumentationsbeginn Vorausliegende, nicht explizit Debattierte und der Überblick, die
Orientierung über das dann Debattierte in der Einleitung Platz finden.
zB.: Ressource-Prämissen gehören klassisch in die Einleitung. Sie sind zum Nachvollzug der methodischen
Entscheidungen relevant, aber kaum in den Argumentationsgang integrierbar.
Wie ist das bei unserer Gruppenarbeit?
In Artikeln und kürzeren Arbeiten werden kaum eigene Vorworte und Einleitungen mit
Überschriften verwendet. An ihre Stelle tritt ein Abstract / Ausblick: In einer wissenschaftlichen
Arbeit zumeist Teil der Einleitung, in einem Artikel / Essay Beginn des Textes: Überlegen Sie
selbst, wo Sie eine Beschreibung darüber, was Sie im Folgenden inhaltlich und methodisch tun
wollen, unterbringen (brauchen Sie überhaupt eine eigene Einleitung etc.). Der Ausblick ist nicht
nur eine wertvolle Orientierungshilfe für den Leser, sondern auch für den Autor – ein roter Faden,
selbst wenn er gegen Schluss noch modifiziert werden muss, weil die 'Reise' im Text einen etwas
anderen Weg genommen hat. Einleitende Worte zum Vorgehen in der Arbeit (inhaltlich und
methodisch) erleichtern die Nachvollziehbarkeit massiv und helfen Ihnen selbst, die Arbeit zu
strukturieren.
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Diese Explizierungen sind im Detail auch immer wieder im Text zur inhaltlichen und methodischen
Nachvollziehbarkeit der Arbeit wertvoll: In Kapiteln vorschauen und zusammenfassen, festhalten
der Zwischenschritte, kenntlich machen neu eingeführter Prämissen, hinschreiben, warum Sie ein
Nebenthema ansprechen, aber nicht weiter ausführen etc..
Die Einleitung umfasst damit auch schon den nächsten Schritt im Arbeitsprozess nach dem Klären
des Erkenntnisinteresses: das Konzept.
Was gehört ins Konzept?
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-
Fragestellung mit beruflicher und aktueller Relevanz,
eine erste Vermutung über die zu untersuchende Problematik als Arbeitshypothese,
eine erste Vorgehensfestlegung (z.B. induktiv – deduktiv,),......
eine erste inhaltliche Strukturierung
Die Struktur einer Arbeit folgt der Struktur eines Arguments – d.h. für ein erstes Strukturkonzept
kann es dienlich sein, Ihre Arbeitshypothese als Schlussfolgerung eines Argumentes darzustellen –
und das Wissen, auf das Sie sich begründend stützen als Prämissen und Zwischenschritte. Die
Folge der einzelnen Sätze/Themen/Wissenskontexte ergibt sich zumeist aus der inhaltlichen
'Anschlussfähigkeit', dem Argumentationsverlauf – wobei im Zweifel mit dem größeren
Verallgemeinerungsgrad begonnen wird (Ich kläre zunächst die grundsätzlichen Kontexte – Welt-
und Menschenbild, metatheoretische Voraussetzungen – bevor ich das konkrete Problem
bearbeite).
Prämisse:
Pädagogik reflektiert bewusste Erziehungsakte.
Prämisse:
Bewusste Erziehung zielt auf die Selbständigkeit des Zöglings.
Prämisse:
Selbständigkeit ist (nicht) gezielt hervorrufbar.
Zwischenschritt: Daher kann man (nicht) bewusst erziehen.
Konklusion: Daher reflektiert Pädagogik auch die (Un)Möglichkeit ihres eigenen Anspruches.
Damit sehe ich noch nicht, welche Begründung ich brauche, aber sehe einiges über die Art der
Begründung
zb induktiv – wie in dieser Arbeit: am Anfang viele Daten, Alternativen ausschließen etc.
Auch Baumdiagramme helfen bei der Darstellung komplexer Argumente:
44
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1: Prämisse: In der Welt werden Konflikte oft mit kriegerischen Mitteln entschieden.
1+2+3 2:
Prämisse:
Das
wird
sich
in
Zukunft
(nicht)
ändern.
↓
3: Prämisse: Österreich kann sich (nicht) sicher aus diesen Konflikten heraushalten.
4+A
4: Zwischenschritt: Daher muss Österreich in Zukunft (nicht) auf Krieg vorbereitet sein.
↓
A:
implizite
Prämisse:
Diese
Aufgabe
erfüllt
das
Bundesheer.
5
5: Konklusion: Daher wird Österreich in Zukunft (k)ein Bundesheer brauchen.
Dieses Konzept kann man bereits in der Einleitung (Ausblick) festhalten, sie wird üblicherweise im
Arbeitsprozess aktualisiert und dient so der Kontrolle des Arbeitsganges.
Es ist sinnvoll, das Konzept nicht in einem Guss zu schreiben, sondern im Zirkel mit dem
Fortgang der Arbeit: Aktualisierungen sind legitim, man wird im Verlauf der Arbeit klüger, das
Festhalten des Prozesses durch Aktualisierung der Einleitung hat den Sinn, dass man nicht einfach
mit der Situation mitschwimmt und sich Gegebenheiten unreflektiert anpasst, sondern
Änderungen bewusst und rechtfertigend vornimmt.
Die Ausformulierung des Konzepts bildet den Hauptteil der Arbeit:
Hauptteil:
Gruppenarbeit: Im inhaltlichen Teil interessiert ihre gemeinsame, durch Argumentation
erarbeitete und daher begründete Meinung. Achten Sie daher auch darauf, dass sich dieses
Gemeinsame in einem konsistenten und stringenten Text wiederfindet. Gleichen Sie von Einzelnen
geschriebene Textteile – wenn Sie überhaupt arbeitsteilig arbeiten wollen (geht meist schneller,
wird meist qualitativ schlechter) - zumindest in Form, Qualität und Inhalt an, vermeiden Sie 'Ich'
und bloßes Referieren von Einzelmeinungen ohne Begründungszusammenhang etc.
Schritte im Arbeitsprozess:
Recherche des theoretischen/empirischen Hintergrundes:
Es ist abhängig (unter anderem) von induktiver oder deduktiver Vorgehensweise, ob zunächst
Daten oder Theorien recherchiert werden, de facto sind beide Arbeitsgänge ineinander verwoben.
Prinzipiell ist es auch bei induktiver Recherche notwendig, den wissenschaftlichen Hintergrund,
Untersuchungsdesigns, wissenschaftstheoretische Positionierung (Einleitung) etc zu klären. Unsere
Gruppenarbeit ist im Grunde induktiv: Sie sollen Ihre Einzelmeinungen zu einer gemeinsamen
Meinung zusammenführen.
Bearbeitung relevanter Theorien:
Wesentlich ist, nicht bloß die sympathischen oder leicht zugänglichen Thesen zu beachten,
sondern die in der Diskussion relevanten und dann argumentativ entscheiden, welche für die
Arbeit herangezogen werden.
45
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Relevante Methoden dieses Arbeitsschrittes (neben der Recherche): Hermeneutik und Kritik
– dh. die Methoden, die wir in dieser Lv besprechen.
Recherche von Daten und Beobachtungsaussagen:
Die Recherche von Daten und Theorien erfolgt in Kategorisierung und Reihenfolge in einem
fließenden Übergang von allgemeinen und Beobachtungssätzen und in zeitlicher und
systematischer Verknüpfung.
Bei Ihrer Gruppenarbeit besteht die Recherche und Bearbeitung von Theorien und Daten
in der argumentativen Gegenüberstellung und Beurteilung ihrer Eingangsarbeiten – und
in der Beachtung des in der Lv Besprochenen!
Auf Basis dieses Überblicks über Theorien, Modelle und Daten, also über die Gegenstände der
Arbeit sollte es möglich sein, eine wissenschaftlich fundierte Hypothese zu formulieren,
welches Ergebnis der Arbeit erwartet wird – in Ihrem Fall eine Vermutung, was unter Verstehen zu
verstehen sei.
Die weitere Arbeit besteht dann in der methodischen Überprüfung und Begründung bzw
Ausarbeitung (Fundierung/Präzisierung/Generalisierung) der Hypothese.
Danach bedarf es noch zweierlei: der Interpretation der Daten und die Schlussfolgerungen
/ das Resümee.
Was geschieht bei der Interpretation der Ergebnisse?
Sie werden auf das Theoriegebäude bezogen. Ergebnisse sind immer nur so gut, wie die
Theorien, über die sie interpretiert werden. Vor der Interpretation besagen sie letztlich noch
nichts.
Die Rückbindung auf die Theorie geschieht in zweierlei Hinsicht:
Rückbindung an die Theorie der Methode selbst, um über die Relevanz, Aussagekraft und
Erklärungsgehalt der Ergebnisse etwas aussagen zu können
und Bezug auf die Theorien des Gegenstandes, um die Bedeutung der Ergebnisse beurteilen zu
können.
Was ist dann die Schlussfolgerung?
Das Ziehen eines Schlusses für das konkrete Problem, etwa in Form einer Prognose, eines
Erklärungsversuches etc. Kann bei induktiven Methoden als Teil der Interpretation gesehen
werden, wenn Hypothesen generiert werden sollen.
Resümee: Was bedeuten die Ergebnisse des Argumentationsganges in der Arbeit nun für ihre
Position, für die des Autors, was ist das Kernergebnis Ihres 'Forschungsvorhabens' etc..
46
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In der Schlussfolgerung / im Resümee erweist sich die wissenschaftliche Arbeit als
Problemlösungsstrategie!
Was bleibt dann noch zu tun?
Der Anhang – kann bei Ihrer Arbeit etwa der Gruppenprozess sein – abhängig vom Inhalt der
Gruppenbeschreibung (siehe Vorwort)
Was gehört hinein?
Analog zur Einleitung alles, was für den Nachvollzug des Vorgehens notwendig ist, aber den
Argumentationsfluss stört und zu lang für Fussnoten ist. Literaturnachweis, Transskripte,
Untersuchungspläne, etc..
Prinzip: Die Arbeit sollte soweit möglich für sich stehen können.
Es sind somit im Grunde 2-4 Phasen einer wissenschaftlichen Arbeit unterscheidbar:
• Konzeptfindung/Erkenntnisinteresse
Theorie- und Datenrecherche/Methodenwahl/Hypothesenformulierung
• Hypothesenprüfung/generierung
Interpretation/Schlussfolgerung/Dokumentation
Die Erstellung einer Hypothese – einer Vermutung von Wahrheit (einem wahren Glauben) – ist der
Drehpunkt einer Arbeit, selbst wenn sie bereits in der Einleitung formuliert wird (Unterscheidung
zwischen Forschungsprozess und seiner Darstellung).
Anmerkung: Es ist Qualitätszeichen, ein Thema in der vorgegebenen Länge abzuhandeln – und es
kann für die Qualität einer Arbeit hilfreich sein, bewusst zu kürzen und zu überlegen, was schon
einmal gesagt wurde, was von hoher und was von niedriger Relevanz für das zentrale Thema ist
etc.
Wie gehe ich mit zusätzlichem Wissen um?
Zusätzliches Wissen wird in dieser Arbeit nicht gebraucht.
Wenn Sie trotzdem damit arbeiten, beachten Sie wissenschaftliche Standards:
Beachten Sie bei wissenschaftlichen Arbeiten stets den 'State of the art' → knüpfen Sie am Stand des
vorhandenen Wissens an und unterbieten Sie dieses nach Möglichkeit nicht – Wissenschaft ist nicht
zuletzt eine Forschungsgemeinschaft und es ist Ihre Verantwortung, sich über den Stand des Wissens
kundig zu machen.
In unserer Lehrveranstaltung betrachte ich das in der Vorlesung Vorgetragene als diesen Stand des
Wissens und erwarte, dass Sie ihn beachten – d.h. nicht zwangsläufig Zustimmung. Wo Sie anderer
Meinung sind, erwarte ich aber, dass sie explizit auf die Vorlesungsinhalte Bezug nehmen und die
Gründe Ihrer Meinung darstellen.
47
Page 48
Prinzipiell kann es nur ein Vorteil sein, zusätzliches Wissen (Zitate, Verweise etc.) einzubringen –
vorausgesetzt
o
es ist von Relevanz für das Thema und bricht nicht den Argumentationsfluss durch
'Abschweifung', unkritisches Referieren von Fremdmeinungen oder Banales. Zusätzliches
Wissen heißt auch, auf den 'Neuigkeitswert' zu achten, nicht bloß Altbekanntes oder eben
Gesagtes mit Prominenz 'aufzuputzen'. Natürlich kann man aus rhetorischen Gründen zitieren:
Wenn ein Satz besonders prägnant auf den Punkt bringt, was man meint. Damit stärkt man
aber nicht die Argumente.
o
es ersetzt nicht die Argumentation durch reine Referenz: Referentielle
Argumentation, d.h. der Verweis auf eine Referenz, eine Autorität, ersetzt oft in
problematischer Weise die Begründung (vor allem in hierarchischen Bezugssystemen) und
bedarf selbst des Nachweises der Relevanz der angeführten Autorität.
So ist ein Zitat Freuds bei der Interpretation der Psychotherapie weit eher angebracht als der
Verweis auf religiöse Autoritäten oder auf Dienstvorschriften bei der Begründung der angewandten
Methode in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Die Behauptung, dass eine Meinung vorherrschend sei, eine Aussage den Sitten, Konventionen,
allgemeinen Gewohnheiten entspreche, sagt zunächst nichts über deren Wahrheit aus. Referenzen
auf Sprichwörter und Hausverstand haben rhetorischen, nicht logischen Wert. Der Verweis, dass
man mit seinem Standpunkt in der Mitte zwischen zwei Extrempositionen liege, legitimiert diesen
Standpunkt nicht etc. etc..
Der Unterschied zwischen legitimer und problematischer referentieller (verweisender)
Argumentation liegt vor allem darin, dass erstere nicht bloß auf eine Autorität verweist,
sondern auch auf die Quelle, in der man deren Standpunkt auch in seinem Begründungsgang
überprüfen kann. Diese Form der verweisenden Argumentation reicht also die
Begründungspflicht bloß an eine Autorität weiter – weil man ein Nebenthema nicht selbst
argumentieren und damit den Argumentationsstrang brechen will oder weil man auf
Weiterungen verweisen will, die interessant, aber für das eigene Thema nicht so wichtig sind
etc..
Illegitime referentielle Argumentation und Argumente ad personam ersetzen die Begründung
durch Verweis auf eine Autorität bzw. Bewertung der Person.
Argumente 'ad personam', also solche, die auf die argumentierende Person anstatt auf das
vorgebrachte Argument Bezug nehmen, sind illegitim (selbst Mörder können mit Gründen
gegen das Gewaltmonopol des Staates, gegen Polizei und Bundesheer, argumentieren). Der
argumentative Einsatz eigener Autorität oder Macht ist als Begründung eines Sachverhalts
illegitim.
o
ist durch Zitation nachprüfbar und folgt damit den wissenschaftlichen Standards,
Behauptungen zu begründen/belegen (Zitationsregeln wurden in der Lv als bekannt behauptet
48
Page 49
– siehe jedenfalls auch das pdf 'Zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit' auf der
homepage des Instituts). Damit vermeiden sie auch, Aussagen aus dritter oder vierter Hand
weiterzuverbreiten und Standpunkte verzerrt oder sonstwie verunstaltet zu verwenden.
o
Sie verweisen nicht bloß auf die Person, sondern sagen dazu, was sie - hier
Relevantes – meint. Ihre Arbeit sollte zumindest im Kern der Argumentation für sich alleine
stehen können.
o
die Referenzen sind durchdacht gewählt. Zitationen aus allgemeinen Wörterbüchern
etwa helfen in Fachwissenschaften selten weiter, um Begriffe zu definieren, weil Sie zumeist
nicht den besonderen Bedeutungskontext und die Inhaltstiefe bieten. Überlegen sie, welcher
Verweis Ihnen in der Argumentation weiterhilft und welche neue Begründungspflicht Ihnen
damit zukommt (stimmt das, was gesagt wird; ist das gemeint, was Sie vermuten; ist der
Kontext der Aussagen passend zu Ihrem? etc.)
Folgende Hinweise sind nur ansatzweise systematisiert und selbstverständlich keine 'vollständige
Anleitung' zum Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten – es sind Antworten auf Ihre Fragen,
ergänzt um thematisch anschließende Hinweise. Dabei geht es um das Erstellen wissenschaftlicher
Texte im allgemeinen – und was das für unsere Gruppenarbeiten bedeutet.
Dazu gleich Literaturhinweise:
Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. - Heidelberg: C. F.
Müller 19987.
Empfehlung einer Kollegin:
"Das Buch zur Gestaltung von Arbeiten:
Matthias Karmasin und Rainer Ribing
"Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten"
Facultas
es ist eben sehr praktisch, weil in diesem A4 Buch (10 Euro) auch
Anweisungen für die Benützung von Word drinnen sind, sicher eine gute Ergänzung zum Eco."
Ich hoffe, das pdf zu wissenschaftlichem Arbeiten auf der homepage des Instituts kennen alle?!
Fragen zur Gruppenarbeit:
Was ist wesentlich bei den 2 Seiten zum Gruppenprozess?
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• Darstellung der Diskussion – das ist auch Gelegenheit, Diskussionsinhalte darzustellen, die Sie
spannend gefunden haben, aber im Hauptteil nicht passen (weil sie vom Thema abweichen,...)
• Wie sind Sie zu Ihrer Strukturierung gekommen?
• Wie sind Sie vorgegangen (Treffen, Arbeitsteilung etc)?
• Weitere Aspekte, die nicht Teil Ihrer Argumentation sind, aber zum Verständnis der Arbeit
beitragen (Wer hat welche Interessen in die Diskussion eingebracht etc.) → siehe Hinweise zu
Vorwort und Einleitung
Was tun, wenn man bei einem Thema nicht auf eine gemeinsame Meinung kommt?
An sich wird verlangt eine gemeinsame Meinung argumetativ 'herzustellen' – Sie arbeiten
wissenschaftlich, dh. Sie behaupten eine Wahrheit, stellen den Anspruch, dass das was Sie
schreiben, im Prinzip für jeden Gültigkeit hat (siehe Wahrheitsdiskussion). Wie wollen Sie das
behaupten, wenn Sie nicht einmal in der Gruppe Einigkeit herstellen?
Bereiche, in denen Sie auf keinen grünen Zweig kommen, sollten Sie weglassen (und vielleicht im
Gruppenprozess darstellen. In Ausnahmefällen – wenn überzeugende Argumente auf beiden
Seiten vorhanden sind, können Sie diesen Disput auch im Hauptteil als Problembereich
ansprechen – hier haben Sie aber weit grösseren Begründungsbedarf (für beide Meinungen) – die
Feststellung, dass halt verschiedene Meinungen in der Gruppe waren, genügt sicher NICHT!
Wie geht man mit Fremdliteratur um?
Ihre Aufgabe ist es, sich auf Basis Ihrer Eingangsarbeiten auf ein gemeinsames Verständnis von
Verstehen zu einigen – beurteilt wird Ihre Argumentation, nicht der Inhalt. Es ist also gar nicht
notwendig, Fremdliteratur zuzuziehen (außer die, die Sie schon in der Eingangsarbeit verwendet
haben).
Es steht Ihnen aber natürlich frei zu sagen, uns interessiert, was zu diesem Thema gesagt wird
Das kann aber nicht dazu dienen, auf Ihr Ausgangsmaterial – die Eingangsarbeiten gar nicht
begründet Bezug zu nehmen und lieber etwas 'Professionelles' nachzuerzählen. Das wäre glatte
Themenverfehlung.
Einige Hinweise zum Umgang mit 'zusätzlichem Wissen' finden Sie bereits weiter oben.
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20.02.2020 10:32 |
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